Defibrillator (ICD)

Implantierbarer Cardioverter/Defibrillator (ICD)

Sollte bei Ihnen die Implantation eines Defibrillators geplant sein oder Sie bereits einen haben, erfahren Sie im folgenden Artikel viel Wissenswertes zu Ihrem ICD (“Defi”), nämlich

> Allgemeines zu ICDs
> ICD-Indikation (Wer braucht einen ICD?)
> ICD-Firmen
> Verschiedene Arten von ICDs, insbesondere der transvenöse ICD , der subkutane ICD (S-ICD) und der neue extravaskuläre ICD
> Verhaltensempfehlungen nach ICD-Implantation
> Ausweise für ICD-Träger
> Allgemeine Verhaltensempfehlungen für ICD-Träger
> Reisen mit ICD
> ICD und Geräte
> ICD und Psyche
> ICD-Selbsthilfegruppen und Patientenforen
> ICD am Lebensende
> FAQ – häufig gestellte Fragen zum Thema ICDs
> Vortrag “Devices – alles rund um Defibrillatoren, Eventrecorder und Co.” 2019
> Buchtipp
> Quellenangaben zum Thema ICDs

 

Allgemeines zu “Defis”

Im Laufe einer ARVC-Therapie kann es unter Umständen notwendig werden, dass Sie sich einen ICD (Implantierbarer Cardioverter/Defibrillator), kurz “Defi”, implantieren lassen. Ob Sie in die Risikogruppe fallen, der eine Implantation empfohlen wird, sollte von einem erfahrenen ARVC-Spezialisten beurteilt werden. Keinesfalls sollten Sie die OP einfach nur aufgrund einer Genmutation oder bei milden Symptomen ohne echte Indikation durchführen lassen.

Sollte aber ein Experte zu der Einschätzung gelangen, Ihnen einen ICD zu empfehlen, um das Risiko eines plötzlichen Herztods zu senken, können Sie mit einem Defibrillator Ihren Alltag in der Regel ganz normal weiter bestreiten. Sehen Sie ihn dann einfach als Ihre persönliche eingebaute Lebensversicherung an. Sie haben dann sozusagen Ihren Notarzt immer dabei.

Ungefähr 40 – 50% der ACM-PatientInnen mit gesicherter Diagnose haben einen Defi.

Viele Ihrer Fragen beantworten folgende informative Broschüren:
> Broschüre des Bundesverbands herzkranke Kinder BVHK e.V.: “Herzschrittmacher und Defibrillator für herzkranke Kinder und EMAHs – Erwachsene mit angeborenem Herzfehler” (PDF)
> Broschüre des ICD-Herstellers Biotronik: “Impulse für ein langes Leben mit dem implantierbaren Cardioverter/Defibrillator” (PDF)

 

 

ICD-Indikation

Wer braucht einen Defi? Diese Entscheidung muss gut abgewogen werden, denn der Defi schützt im Zweifelsfall vor einem plötzlichen Herztod und stellt von daher die “Lebensversicherung” für viele ARVC-Patienten dar. Andererseits möchte man eine Operation gerne vermeiden, wenn kein zwingender Grund vorliegt. Deshalb wird die Entscheidung für oder gegen einen ICD durch eine sorgfältige Risikostratifizierung (Risikoeinschätzung, Risikobewertung) getroffen.

Im Zweifelsfall kann es angeraten sein, die ICD-Indikation von einem erfahrenen ARVC-Spezialisten überprüfen zu lassen. Das gilt allerdings nicht bei eindeutigen Indikationen wie zum Beispiel nach einem überlebten plötzlichen Herztod.

Am 19.05.2022 hat der gemeinsame Bundesausschuss der Krankenkassen G-BA beschlossen, dass man sich bei einer geplanten ICD-Implantation Anspruch auf eine Zweitmeinung hat. Dabei wird durch einen sogenannten Zweitmeiner geprüft, ob der empfoh­lene Eingriff auch aus seiner Sicht medizinisch wirklich notwendig ist. Der Beschluss des G-BA ist am 28.07.2022 inkraft getreten.

Eindeutige Indikationen für einen ICD
– Zustand nach überlebtem plötzlichen Herztod
– Herzschwäche (Herzinsuffizienz) mit einer Pumpfunktion der linken Herzkammer unter 35% (LVEF < 35%); bei diesen Patienten reduziert ein ICD die Wahrscheinlichkeit für einen plötzlichen Herztod um 65%

In Betracht gezogen werden sollte ein ICD
– bei symptomatischen Patienten mit definitiver ARVC, mäßiger rechts- oder linksventrikulärer Dysfunktion und entweder nicht-anhaltenden VTs oder Induzierbarkeit einer anhaltenden monomorphen VT bei programmierter elektrischer Stimulation (PES)

 

ICD-Firmen

Mitglieder unserer Selbsthilfegruppe tragen ICDs folgender Firmen:
> Abbott (früher: St. Jude Medical)
> Biotronik
> Boston Scientific (früher: Cameron Health), vor allem subkutaner ICD (S-ICD)
> Medtronic

 

Arten von Defibrillatoren

Welche Art von Defibrillator für einen ARVC-Patienten sinnvoll ist, der konventionelle transvenöse ICD oder der subkutane ICD, sollte in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt entschieden werden. Die Entscheidung ist abhängig vom Alter, dem individuellen Risikoprofil und etwaigem Zusatznutzen, zum Beispiel ein gleichzeitig benötigter Herzschrittmacher.
Im Gegensatz zu Herzschrittmachern, die nur den Rhythmus des Herzen steuern, geben ICDs bei lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen einen Schock ab und bringen das Herz dadurch wieder in einen normalen Rhythmus. Sie sind praktisch ein interner Notarzt, den man immer bei sich trägt. Die meisten Patienten und Patientinnen sehen ihn als ihre implantierte “Lebensversicherung” an.
Defis werden (wie alle Geräte mit Akkus) immer kleiner und leichter.


Transvenöser ICD (“normaler”, “konventioneller” ICD)

Der konventionelle (medizinisch: transvenöse) ICD wird auf der linken Brustseite unter dem Brustmuskel platziert. Die elektrische Sonde geht über die Vene direkt in die rechte Herzkammer hinein.
Diese Art Defi gibt es bereits seit 1980, in der heutigen Form (ohne Eröffnung des Brustkorbs) seit ca. 1990. Daher gibt es damit jahrzehntelange Erfahrungen.

Vorteile:
Der transvenöse ICD hat eine längere Laufzeit, in der Regel 10 – 15 Jahre. Er ist kleiner, weniger auffällig und “angenehmer” zu tragen. Die meisten PatientInnen spüren ihn bereits nach wenigen Wochen bis Monaten überhaupt nicht mehr.
Ein sehr wichtiger Vorteil ist die vorhandene Schrittmacherfunktion, die ggf. Rhythmusstörungen beenden kann, noch bevor ein Schock zum Beenden der gefährlichen Arrhythmie abgegeben werden muss. Diese Art der Therapie nennt man ATP, aus dem Englischen “antitachycardia pacing”. Diese Funktion kann extrem wichtig sein, wenn man zu gefährlichen Arrhythmien neigt, weil dadurch ICD-Schocks verhindert werden können.
Deshalb steht in den ESC-Leitlinien von 2022, dass bei ARVC-PatientInnen ein ICD mit der Möglichkeit einer ATP-Programmierung für anhaltende VTs mit hohen Frequenzen in Betracht gezogen werden sollte.

Nachteile:
Die Gesamtkomplikationsrate ist beim transvenösen ICD höher. Es gibt mehr Infektionen und Sondendefekte/-brüche. Da die Sonde direkt im Herz verankert ist, muss sei bei einer Fehlfunktion in einer aufwändigen OP ausgetauscht werden. Allerdings ist das sehr selten notwendig, da die Sonden meist deutlich länger halten als der Akku des ICDs.
Früher hat man die Sonden oft im Herzen belassen, was man heute vermeidet, um eine Ansammlung nutzloser Kabel im Herz von den oft jungen PatientInnen zu vermeiden.


Subkutaner ICD (S-ICD)

– Platzierung unterhalb der linken Achselhöhle im Unterhautfettgewebe
– elektrische Sonde läuft im Unterhautfettgewebe zum Brustbein und wird dort festgenäht

Vorteile:
– geringere Komplikationsrate
– weniger Infektionen
– weniger Sondenkomplikationen (z.B. gar keine Sondenbrüche bisher bekannt)
– Sonde im Fettgewebe ist kaum Zug und Dehnung ausgetzt, weniger störungsanfällig und kann ganz leicht ausgetauscht werden

Nachteile:
– kürzere Laufzeit (ca. 5 – 7,5 Jahre)
– größere Abmessungen, klobiger und störend z.B. beim Liegen auf der linken Seite
– keine Schrittmacherfunktion

Es fehlt im Gegensatz zum konventionellen ICD die wertvolle Schrittmacherfunktion (s.o.), daher ist trotz einer geringeren Gesamtkomplikationsrate die Rate an inadäquaten Schocks (Schocks, die abgegeben werden, obwohl sie eigentlich nicht nötig gewesen wären) etwas höher.


Neu: extravaskulärer ICD (EV-ICD)

2023 wurde eine neue Art ICD zugelassen, der sogenannte extravaskuläre ICD (EV-ICD), Modell Aurora der Firma Medtronic. Er ist eine Art Weiterentwicklung des S-ICD und soll die Vorteile eines S-ICD (keine Sonden im Herz) und eines transvenösen ICD (kleinerer Akku, Schrittmacher-/Therapie-/Pacing-Funktion) in einem Gerät vereinen. Anders als beim S-ICD liegt das Ende der Sonde dabei nicht im Fettgewebe unter der Haut, sondern direkt dem Herzen von außen auf. Durch diese Nähe zum Herz hat der neue ICD wie der transvenöse ICD eine Therapiefunktion und kann ATPs (antitachykardes Pacing) abgeben und so Tachykardien beenden, bevor es zu einem eventuellen ICD-Schock kommt.
Der Akku ist an der gleichen Stelle wie der S-ICD an der linken Seite unterhalb der Achselhöhle platziert. Zunächst verläuft die Sonde wie beim S-ICD quer über den Brustkorb zum Unterrand des Brustbeins, dann aber wird das Brustbein untertunnelt, das heißt die Elektrode liegt nicht über/neben, sondern unter dem Brustbein. Die Spitze der Sonde liegt der oberen Grenze der Herzsilhouette an.
Da die Methode noch sehr neu ist, liegen noch keine Langzeitergebnisse zu Wirkung und Nebenwirkungen vor, so dass wir erst einmal Erfahrungen und weitere Studien abwarten, bevor wir uns konkreter zu Vor- und Nachteilen dieser Art ICD äußern. Wie bei allen anderen ICDs gelten auch beim EV-ICD unsere allgemeinen Ausführungen zur ICD-Indikation und zu den Arten von Defibrillatoren.


Defibrillatorweste (LifeVest)

– Weste mit integriertem Defibrillator und tragbarem Akku (ohne OP)
> Mehr praktische Informationen zur LifeVest

 

Verhaltensmaßnahmen direkt nach der Implantation eines ICD

– die Implantation eines Defis erfolgt normalerweise unter stationären Bedingungen im Krankenhaus
– ein Aggregat- bzw. Akkuwechsel kann auch ambulant erfolgen
– 10 Tage sollte die Wunde trocken bleiben (kein direkter Kontakt mit Wasser, Duschen nur mit wasserfestem Aquasafe Pflaster über der Wunde, kein Baden, keine Sauna)
– nach 10 – 14 Tagen ist Baden und Schwimmen möglich
– keine Creme oder Salbe auf die Wunde
– Vermeiden von Reibung auf der Wunde (BH, Autogurt)
– bei Auffälligkeiten der Wunde (z.B. Rötung / Überwärmung / Schwellung / Flüssigkeitsaustritt / Klaffen) einen Arzt aufsuchen
– bei Fieber einen Arzt aufsuchen
– heben Sie den Arm der operierten Seite (in der Regel links) für 6 – 8 Wochen nicht über Kopf bzw. über 90°
– meiden Sie starke Anstrengungen für 6 – 8 Wochen
– nach 6 – 8 Wochen ist die Wundheilung komplett abgeschlossen

 

Ausweise für ICD-Träger

Defi-Ausweis

Nach der Implantation eines Defibrillators erhält jeder einen Ausweis, in dem alle wichtigen Informationen zum Gerät enthalten sind (Firma, ICD-Modell, Sondenmodell, Implantationsdatum, zuständige Klinik/Arzt). Diesen Ausweis sollten Sie unbedingt immer zusammen mit Ihren Ausweispapieren bei sich tragen, damit im Notfall alle erforderlichen Informationen abrufbar sind.


Schwerbehindertenausweis

Nach der Implantation eines Defibrillators steht einem automatisch ein Schwerbehindertenausweis zu mit einem GdB (Grad der Behinderung) von mindestens 50%, der beim Versorgungsamt beantragt werden muss.
> Informationsblatt zum Grad der Behinderung GdB (ACHSE e.V.)

 

Allgemeine Verhaltensempfehlungen für ICD-Träger

Ein starker Zug nach oben sollte vermieden werden (z.B. Hängen an Ringen, Tauen oder am Reck). Zweikampf- und Mannschaftssportarten bringen das Risiko mit sich, dass der Defi Stöße oder Schläge abbekommt – sie sind deswegen mit Vorsicht zu genießen. Vibrationsplatten, die als Sportersatz dienen sollen, sind für Defiträger gefährlich und können im Extremfall einen Schock auslösen. Ansonsten gelten bezüglich Sport natürlich die allgemeinen Empfehlungen für ARVC-Patienten.

 

Reisen mit ICD

Wie finde ich heraus, wo ich mein ICD nach einem Zwischenfall im Urlaub oder im Ausland ausgelesen werden kann? Ein Teil der ICD-Hersteller stellt auf der eigenen Webseite Übersichten der Kliniken, in denen ihre Produkte weltweit ausgelesen werden können, zur Verfügung.

Abbott (früher: St. Jude Medical):
> Kliniksuche Abbott

Biotronik
> Kliniksuche Biotronik

Boston Scientific (früher: Cameron Health)
> Kliniksuche Boston Scientific
Auf der Seite “Find An EMBLEM S-ICD Heart Specialist” unter “Find a Heart Specialist Near You” das entsprechende Land anklicken.
Für Reisen in andere Regionen gibt es Beratung unter der deutschen Festnetznummer 02102 / 489-750 (Informationsvermittlung kann dauern, bitte rechtzeitig vor einem geplanten Urlaub anrufen!)

Medtronic
Medtronic hat eine umfassende Klinksuchseite auf Englisch, die unterscheidet nach Schrittmachern (pacemakers), Kardialer Resynchronisationstherapie (cardiac resynchronization therapy – CRT), Defis / ICDs (implantable cardiac defibrillators) und Eventrecordern (Insertable Cardiac Monitor), Vorsicht: manche Kliniken können nicht alle dieser Devices auslesen, daher genau lesen!
> Kliniksuche Medtronic

 

ICD und Geräte

Zur Interaktion diverser Geräte (Smartphones, Handys, E-Autos, Unterhaltungselektronik, Kopfhörer, Lautsprecher, Diebstahlsicherungen, Metalldetektoren, Stromleitungen, Induktionsherde, Körperfettwagen…) verweisen wir auf die Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) und dem Artikel des Informationsdienstes Wissenschaft (idw).
> Stellungnahme der DGK
> Informationsdienst Wissenschaft

Smartphones:
Smartphones sollten möglichst nicht am Oberkörper (z.B. in der Brusttasche) getragen werden. Das Tragen in der Hosentasche gilt als unbedenklich. Ein Abstand von ca. 15 (- 30) cm zum ICD wird empfohlen. Telefonieren sollte man dann am besten am rechten bzw. der “Defi-Seite” gegenüberliegenden Ohr bzw. über Kopfhörer und Mikrofon.

Durch die Presse ging 2021 eine Warnung insbesondere für die neueren IPhone-Modelle (IPhone 12, IPhone 13), die aufgrund ihrer MagSafe-Technologie (starker Ringmagnet auf der Rückseite des Smartphones) im Veruf stehen, verstärkte Wechselwirkungen mit Schrittmachern und Defibrillatoren auslösen zu können. Gießener Kardiologen geben nach einer eigenen Untersuchung Entwarnung: > Entwarnung für IPhone 12. Bei ihren Testungen, in denen das Smartphone direkt auf den Defi gelegt wurde (eine Situation, die also im Alltag kaum vorkommen wird), kam es zwar zu Störsignalen, insbesondere bei Nutzung des NFC-Modus (near feld communication). Eine Umprogrammierung oder dauerhafte Beschädigung aber gab es in keinem Fall.

 

ICD und Psyche

Defiträger haben immer wieder mit Ängsten und Sorgen zu kämpfen. Ein internetbasiertes 6-Wochen-Programm zur Prävention von Angst und Depression sowie zur Steigerung der Lebensqualität bei Patienten mit implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) bietet das ICD-Forum der Universität Würzburg an.
In München wurde 2011 ein schrittweises psychoedukatives Behandlungsprogramm für Patienten mit implantiertem Cardioverter / Defibrillator (ICD) entwickelt.
Eine englische Studie (2022) befasst sich mit Lebensqualität und psychischer Gesundheit nach ICD-Implantation bei Patienten mit genetischen Herzerkrankungen.

 

ICD – Selbsthilfegruppen und Austauschforen

Defiträger finden Gleichgesinnte hier:

Defibrillator-Forum
Internetforum zum Austausch mit anderen  Patienten bzgl. diverser Fragestellungen
z.T. thematisch geordnet (z.B. Angst, Behinderungsgrad, Rente, junge Defiträger, Beruf, Straßenverkehr etc.)
> Defibrillator-Forum (DE)

Defibrillator (ICD) Deutschland e.V.
Netzwerk für Menschen mit implantiertem Defibrillator und deren Selbsthilfegruppen. Angeboten werden Informationen, Veranstaltungen und Selbsthilfegruppen in ganz Deutschland
> Defibrillator (ICD) Deutschland e.V (DE)

DEFInitiv Leben
Selbsthilfegruppe speziell für junge Menschen mit Defibrillator. Neugründung 2022 durch einen ARVC-Patienten in Kooperation mit der Selbsthilfekontaktstelle WIESE in Essen. Die Gruppe trifft sich jeden 4. Samstag im Alfried-Krupp-Krankenhaus.
Infos und Kontakt: definitivleben@gmail.com und auf Instagram unter definitiv_leben.

Herz-in-Takt Defi-Liga e.V.
Deutschlandweites Netzwerk, das Hilfe für Menschen mit Defibrillatoren, deren Angehörige und Freunde anbietet. Angeboten werden Informationen, Gesprächskreise und eine Jahrestagung mit vielfältigem Programm. Die Defi-Liga hat außerdem 2021 ein Buch für ICD-Träger herausgebracht.
> Flyer der Defi-Liga e.V. (2021)
> Herz-in-Takt Defi-Liga e.V. (DE)
> Defi-Ratgeber der Herz-in-Takt Defi-Liga e.V.

ICD – Implantierbarer Cardioverter Defibrillator Facebookgruppe
Private, moderierte Facebookgruppe für Menschen mit implantiertem Defibrillator mit über 1500 Mitgliedern, in der auch viele ARVCler, unter anderem auch lokale Ansprechpartner von uns vertreten sind.
> ICD / Implantierbarer Cardioverter Defibrillator (DE)

 

ICD am Lebensende

Viele Menschen haben Angst, dass ein Defi im hohen Alter zu unnötigem Leid führt, weil man dann “nicht sterben darf”. Diese Sorge ist unbegründet. Zwar kann es auch im hohen Alter und im Sterbeprozess durchaus zu wiederholten bösartigen Rhythmusstörungen kommen – dann würde der Defi tatsächlich auslösen, Schmerzen durch den Schock verursachen und verhindern, dass man an einem Kammerflimmern stirbt. Meist ist es aber so, dass das Herz im Sterbeprozess immer langsamer schlägt und irgendwann stehen bleibt – in diesem Fall wird der Defi nicht ausgelöst.
Was in jedem Fall möglich ist und viele Menschen nicht wissen: man kann einen Defi abschalten. Besprechen Sie dieses Thema aktiv mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt und/oder Ihren Familienangehörigen. Man kann ihn ohne eine Operation ganz einfach deaktivieren, um unnötige Schocks zu vermeiden.
Jeder Patient mit ICD sollte sich mit dem Thema Patientenverfügung befassen. Es kann hilfreich sein, in solch einer Verfügung festzulegen, wie im Einzelfall vorgegangen werden soll.
Bei einer zusätzlichen chronischen, schmerzhaften, lebensverkürzenden Erkrankung kann es sinnvoll sein, den Defi abzuschalten, da ein Tod durch Kammerflimmern möglicherweise einem Tod durch die andere Erkrankung vorgezogen wird.
Auf keinen Fall handelt es sich beim Abschalten des Defis um Sterbehilfe – es wird lediglich die Möglichkeit einer lebensverlängernden Therapie eingestellt.

 

Frequently asked questions (FAQ) – Häufig gestellte Fragen zum Thema ICD

Wenn die Akkukapazität des Defis sich langsam dem Ende zuneigt, warnt der Defi seinen Träger mittels eines Piepstons / eines Brummtons / einer Vibration davor (abhängig vom Hersteller). Keine Angst: die Kapazität reicht dann noch für mehrere Wochen oder sogar Monate. Aber für den Fall, dass die letzte ärztliche Kontrolle schon länger her ist, warnt der Defi rechtzeitig, bevor sein Akku leer wird. Er hat dann immer noch ausreichend Kapazität für einen eventuellen Schock. Wenn er piepst / brummt / vibriert, sollte man zeitnah einen Termin beim Kardiologen ausmachen und sich auf eine bevorstehende Operation vorbereiten.

Eine Schockabgabe im Wasser ist für die anderen, die mit im Wasser sind, ungefährlich. Wird während des Schwimmens ein Schock abgegeben, kann der Schock (oder meist die dem Schock vorausgehende Rhythmusstörung) zur Bewusstlosigkeit führen, so dass man wegen des Bewusstseinsverlusts (und nicht wegen des Schocks an sich) gefährdet ist und theoretisch ertrinken kann. Es ist deshalb empfehlenswert, nie alleine Schwimmen zu gehen und einen Begleiter zu haben, der einen möglichst immer im Auge behält.
Bei einem subkutanen ICD ist speziell zu beachten, dass er leicht ein Zittern im Brustmuskelbereich mit einem “Herzmuskelzittern” verwechseln kann und dies fälschlicherweise als Kammerflimmern erkennt. Dann gibt er einen inadäquaten Schock ab (einen Schock, der nicht nötig gewesen wäre, weil keine Rhythmusstörung zugrunde lag). Da dies bei vollem Bewusstsein geschieht, sollte man sehr kaltes Wasser als S-ICD-Träger eher meiden und unbedingt das Wasser verlassen, sobald man zu frieren beginnt.

 

Vortrag

Wir verweisen an dieser Stelle auf die Vortragsfolien von Dr. Eimo Martens (Klinikum rechts der Isar der TU München, Ambulanz für angeborene Arrhythmiesyndrome), der im Rahmen des ARVC-Selbsthilfegruppentreffens am 14. September 2019 einen Vortrag zum Thema “Devices – alles rund um Defibrillatoren, Eventrecorder und Co.” gehalten hat.
> Vortragsfolien (PDF)
> Ergänzende Stichpunkte (PDF)

Hinweis: Die Vortragsfolien können kopiergeschützte Inhalte enthalten, deren Vervielfältigung untersagt ist.

 

Buchtipp

Gut leben mit dem Defibrillator: Wie der neue Alltag mit dem Defi gelingt – Alles, was Sie wissen müssen
Birgit Schlepütz, Herz in Takt Defi-Liga e. V. (Hrsg.) im humboldt Verlag 2021
ISBN 978-3-8426-2983-7 (Print, 168 Seiten, 30 Abbildungen, 15,5 x 21,0 cm, Softcover)
ISBN 978-3-8426-2984-4 (PDF)
ISBN 978-3-8426-2985-1 (EPUB)
Buch über den Alltag mit ICD von der Redakteurin Birgit Schlepütz unter Mitwirkung betroffener ICD-Träger.

Die Homepage der ARVC-Selbsthilfe wird in dem Buch als “Hilfreiche Adresse” erwähnt.

Bildquelle: Humboldt Ratgeber

 

 

Quellenangaben

Viele Artikel zu ICDs und andere Devices – nicht nur die unten aufgeführten – finden Sie in unserer Artikelliste zum Download
> Artikel zu Devices – ICDs, Eventrecorder, Defiweste (PDF)

Efficacy and Safety of an Extravascular Implantable Cardioverter-Defibrillator
Friedman P, Murgatroyd F, Boersma LVA et al. N Engl J Med. 2022 Oct 6;387(14):1292-1302
https://doi.org/10.1056/nejmoa2206485

2022 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death
Zeppenfeld K, Tfelt-Hansen J, de Riva M et al. in: Eur Heart J. 2022 Oct 21;43(40):3997-4126
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac262

Herzschrittmacher und Defibrillator: G-BA beschließt Anspruch auf Zweitmeinung
Deutsches Ärzteblatt online vom 19.05.2022
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 19.05.2022

A prospective longitudinal study of health-related quality of life and psychological wellbeing after an implantable cardioverter-defibrillator (ICD) in patients with genetic heart diseases
van den Heuvel L.M., Sarina T., Sweeting J. et al. in: Heart Rhythm O2, Feb. 2022, ISSN 2666-5018
https://doi.org/10.1016/j.hroo.2022.02.003

Smartphones können implantierte Herzschrittmacher beeinflussen
Deutsches Ärzteblatt vom 06.10.2021
> zum Artikel

Subcutaneous or Transvenous Defibrillator Therapy
Knops, R.E., Olde Nordkamp L.R.A., Delnoy, P.H.M et al. in: N Engl J Med 2020; 383:526-536
https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1915932

Sacubitril/Valsartan and Sudden Cardiac Death According to Implantable Cardioverter-Defibrillator Use and Heart Failure Cause: A PARADIGM-HF Analysis
Rohde LE, Chatterjee NA, Vaduganathan M, et al. JACC Heart Fail. 2020 Oct;8(10):844-855
https://doi.org/10.1016/j.jchf.2020.06.015

2019 HRS expert consensus statement on evaluation, risk stratification, and management of arrhythmogenic cardiomyopathy
Towbin J.A., McKenna, W.J., Abrams, D.J. et al. in: Heart Rhythm Volume 16, ISSUE 11, e301-e372, November 01, 2019
https://doi.org/10.1016/j.hrthm.2019.05.007

Elektromagnetische Interferenz von aktiven Herzrhythmusimplantaten im Alltag und im beruflichen Umfeld
Napp, A., Kolb, C., Lennerz, C. et al. in Kardiologe (2019) 13: 216
https://leitlinien.dgk.org/2019/elektromagnetische-interferenz-von-aktiven-herzrhythmusimplantaten-im-alltag-und-im-beruflichen-umfeld/

E-Autos, Smartphones und Co. – Welche Geräte stören Funktionen von Herzschrittmachern und implantierten Defibrillatoren?
Böhm, M. (Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.), ”
https://idw-online.de/de/news720235

Subkutane ICD in Langzeitanwendung zuverlässig
Deutsches Ärzteblatt vom 27. August 2013, News Medizin
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/55646/Subkutane-ICD-in-Langzeitanwendung-zuverlaessig

Safety and Efficacy of a Totally Subcutaneous Implantable-Cardioverter Defibrillator
Weiss, R., Knight, B.P., Gold, M.R. et al. in: Circulation. 2013;128:944–953
https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCULATIONAHA.113.003042

Komplett subkutaner Kardioverter-Defibrillator (S-ICD®)
Köbe, J., Zumhagen, S., Reinke, F., Schulze-Bahr, E. in: Herz 2011 · 36:586–591
https://doi.org/10.1007/s00059-011-3508-6

Autor: Ruth Biller, letzte Revision: 26.01.2024