Medikamente bei ARVC

Infos zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche

Im Verlauf der Erkrankung kann es sinnvoll und notwendig werden, dauerhaft eines oder mehrere Medikamente einzunehmen. Das ist für viele, insbesondere junge und zuvor “kerngesunde” Menschen, ein sehr gewöhnungsbedürftiger Gedanke. Welche Möglichkeiten zur Behandlung gibt es? Was ist eine übliche Therapie und wie wirken die einzelnen Medikamente? 

Erfahren Sie hier mehr über die Behandlung von Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche.

Medikamente bei Herzrhythmus-
störungen

Medikamente bei Herzschwäche

Neue
Therapieansätze

Was lässt sich mit Medikamenten erreichen?

Eine ARVC/ ACM kann aktuell noch nicht ursächlich geheilt werden. Einen wichtigen Teil der Behandlung stellen Medikamente dar. Diese tragen dazu bei:

  • Herzrhythmusstörungen vorzubeugen und zu vermindern
  • das Herz zu entlasten
  • krankheitsbedingten Gewebeumbau zu verzögern
  • eine Herzschwäche zu behandeln
  • Blutgerinnsel zu vermeiden (nur in Einzelfällen notwendig, siehe FAQ)

Auswahl eines Medikaments

Bei der Auswahl von Medikamenten orientieren sich Ärzte bei vielen Erkrankungen an Leitlinien und größeren Studien. Da ARVC/ ACM eine seltene Erkrankung ist und es nur sehr wenige Studien zur Wirksamkeit verschiedener Medikamente gibt, werden die Symptome oft so behandelt, wie man es bei anderen, ähnlichen Herzerkrankungen machen würde, für die es aber gut geprüfte Daten gibt. 

Manchmal kann in die Entscheidung auch mit einfließen, welche Genvariante vorliegt und was man über ihren Verlauf weiß. Zusätzlich spielen natürlich auch die Erfahrungswerte des behandelnden Arztes eine Rolle.

Manche ARVC-/ACM-Betroffene bekommen schon recht frühzeitig einzelne oder mehrere Medikamente gegen Herzschwäche, auch wenn sie noch keine oder nur eine leicht eingeschränkte Pumpfunktion haben. Einige dieser Medikamente verhindern gleichzeitig auch den Gewebeumbau und könnten sich daher möglicherweise auch positiv auf den Verlauf der Erkrankung auswirken.

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FAQ Medikamente – Häufig gestellte Fragen

Ein Medikament, dass die Blutgerinnung hemmt, ist bei ARVC nur in seltenen Fällen notwendig. Dazu gehören: 

  • Patienten mit einem Aneurysma der rechten oder linken Herzkammer
    Patienten, bei denen die Kammerwand ausgedünnt und ausgesackt ist, kann eine antithrombotische (gerinnungshemmende, blutverdünnende) Therapie angemessen sein.
  • Patienten mit Vorhofflimmern, einem ventrikulären Thrombus, oder einer venösen/ systemischen Thromboembolie
    Patienten, die an einem Vorhofflimmern leiden, ein Blutgerinnsel in der Herzkammer haben oder einen Blutpfropf in den Venen oder im Gefäßsystem, wird eine antithrombotische (gerinnungshemmende, blutverdünnende) Therapie empfohlen.

Aktuell ist keine Therapie bekannt, die den Ausbruch der Erkrankung bei reinen Mutationsträgern sicher verhindern kann, auch wenn es verschiedene Ansätze gibt, die erforscht werden. 

Bekannter sind die Auswirkungen von Sport auf die Erkrankung, aus denen sich Empfehlungen zum Sportverhalten ableiten.

Für Mutationsträger, die keine Veränderung in EKG/ Ultraschall/ MRT zeigen und keine Beschwerden (insbesondere keine Herzrhythmusstörungen) haben, wird i.d.R. keine Therapie empfohlen. Die Notwendigkeit sollte bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen immer wieder neu bewertet werden. 

Medikamente werden meist dann eingesetzt, sobald es Hinweise auf erste strukturelle Veränderungen im Herzen gibt (Arrhythmien im EKG, Gewebsveränderungen im Echo/MRT).

Manche Ärzte starten aber auch schon bevor Symptome auftreten (teilweise bereits ab älterem Kindes-/ Jugendalter) mit einer kleinen Dosis eines Betablockers.

Medikamente bei Herzrhythmusstörungen

Um dauerhaften Schutz zu gewährleisten, werden Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen in aller Regel auch dauerhaft eingenommen. 

Im Verlauf kann es durchaus sein, dass die Medikation angepasst wird. So können Phasen, in denen der Herzrhythmus besonders instabil ist, eine höhere Dosis oder ein anderes Medikament erforderlich machen. Dies kann dauerhaft sein oder in manchen Fällen auch vorübergehend, bis wieder eine stabilere Situation erreicht ist. Auch nach einer Ablation kann sich die Medikation verändern, da die Rhythmusstörungen im besten Falle vermindert sind oder beseitigt wurden. 


Medikamente bei Herzschwäche

Es wird empfohlen, Medikamente gegen Herzschwäche auch bei eintretender Verbesserung einzunehmen, da sich gezeigt hat, dass dies die Prognose verbessert.

Hinweis: Wir empfehlen vor Einnahme von Kalium und Magnesium immer eine Rücksprache mit dem Arzt, ggf. auch vorherige Blutkontrolle, um eine passende Dosierung zu bestimmen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu vermeiden.

Um Herzrhythmusstörungen zu reduzieren, wird von einigen Ärzten empfohlen, den Kaliumspiegel in einem “hochnormalen” Bereich (4,00 - 5,00 mmol/ L) zu halten.
Tatsächlich hören wir von unseren Betroffenen relativ häufig, dass bei Ereignissen wie Defi-Schocks oder Tachykardien im Krankenhaus letztendlich auch ein erniedrigter Kaliumwert festgestellt wird. Dabei ist dieser dann nicht immer im pathologischen Bereich, sondern oft im “niedrig-normalen Bereich” (unter 4,0 mmol/l). Manche Personen können dies rückblickend mit intensivem Schwitzen oder einer Durchfallerkrankung (Elektrolytverlust) in Zusammenhang bringen. Manchmal findet sich aber auch keine typische auslösende Situation. 

Einige unserer Betroffenen haben gute Erfahrungen mit der täglichen Einnahme von Kalium und Magnesium gemacht und berichten über weniger Arrhythmien, seitdem sie es regelmäßig (meist zusätzlich zu anderen Medikamenten) einnehmen. 

Manche bevorzugen dafür Kombinationspräparate, andere dosieren Magnesium und Kalium separat, sodass die Dosis jederzeit angepasst werden kann. Andere Betroffene wiederum verwenden Kalium und/ oder Magnesium nicht dauerhaft, sondern “prophylaktisch”, z.B. bei körperlicher Anstrengung oder auf Reisen - oder bemühen sich um eine besonders kalium-/ magnesiumreiche Ernährung. 

Sehr gute Informationen zu diesem Thema finden Sie auch in der kostenlosen Broschüre “Magnesium und Kalium” der deutschen Herzstiftung (Kostenlose Bestellung oder Download im Mitgliederbereich der Herzstiftung).

Informationen zum Tagesbedarf verschiedener Elektrolyte und darüber, welche Lebensmittel viel Kalium/ Magnesium enthalten, finden Sie auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Ernährung

2019 HRS expert consensus statement on evaluation, risk stratification, and management of arrhythmogenic cardiomyopathy
Towbin JA, McKenna WJ, Abrams DJ et al.; Heart Rhythm Volume 16, ISSUE 11, e301-e372, November 01, 2019
https://doi.org/10.1016/j.hrthm.2019.05.007

Current Concepts in Arrhythmogenic Cardiomyopathy
Brunckhorst C, Saguner AM, Duru F; Cardiotext Publishing, 2. Auflage 2021
ISBN-10: 1942909500; ISBN-13: 978-194290507


Letzte Aktualisierung: 07.10.2024

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