Covid-19-Impfung

Impfung gegen Covid-19 (Stand: 16.02.2024)

Auf dieser Seite finden Sie alles Wissenwerte zur Impfung gegen Covid-19, insbesondere zu den Themen
> Voraussetzungen für eine Impfung
> Impfung nach Covid-19-Infektion
> Impfung von Allergikern
> Impfung bei Einnahme von Blutverdünnern
> Impfung von Schwangeren und Stillenden
> Impfung von Kindern
 > Impfung von Herztransplantierten
> Impfschema, insbesondere Impfintervall, Impfung mit 2 verschiedenen Impfstoffen (Kreuzimpfung) und Auffrischimpfungen
> Impfstoffen, insbesondere von Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Johnson&Johnson/Janssen
> Verhalten nach der Impfung
> Nebenwirkungen der Impfstoffe, incl. besonderen Nebenwirkungen von mRNA-Impfstoffen (insbesondere auch der Myokarditis nach Impfung) und Vektorimpfstoffen (insbesondere auch der Thrombosen, Guillain-Barré-Syndrom und tranverse Myelitis nach Impfung) sowie bei Impfstoffwechsel und Meldung von Nebenwirkungen
> allgemeiner Impfempfehlung
> Immunität nach der Impfung
> Ansteckungs- und Übertragungsgefahr trotz Impfung (Durchbruchsinfektion)
> Mehr Informationen zur Impfung
> Andere Impfungen
> Impfpriorisierung (von “historischem” Interesse)

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WICHTIG:

STIKO-Empfehlung 2024:
Basis-Immunität
aus 3 Antigenkontakten (Infektion und/oder Impfung, davon mindestens eine Impfung) wird empfohlen. Ebenso eine jährliche Auffrischimpfung im Herbst mit einem zugelassenen mRNA- oder Protein-basierten COVID-19-Impfstoff mit jeweils von der WHO empfohlener Variantenanpassung (vorzugsweise im Herbst und nach >6 Monaten Abstand zum letzten Antigenkontakt), da der Impfschutz nach einem Jahr deutlich nachlässt. Die Empfehlungen gelten jeweils für alle Personen ≥ 60 Jahre und Personen mit relevanten Grundkrankheiten ab 6 Monaten (ob ARVC oder Kardiomyopathien darunter fallen, ist nicht erwähnt)

Gesunde Kinder und Jugendliche – 17 Jahre: keine Impfung nötig/empfohlen

Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen (z.B. Herzfehler) ab 6 Monaten, alle ab 60 Jahre und chronisch Erkrankte (incl. chronische Herzerkrankungen): zusätzlich zur Basisimmunität regelmäßige Auffreischimpfungen mit Varianten-adaptierten Impfstoffen in einem Mindestabstand von jeweils 12 Monaten zur letzten Impfung oder Infektion, vorzugsweise im Herbst. Ob ARVC wirklich zu den Erkrankungen mit erhöhtem Risiko zählt, ist seit der Omikronvariante mit dem meist milden Verlauf umstritten. Gesunde Genvariantenträger ohne Symptome zählen unserer Ansicht nach nicht dazu.

Im Herbst: gleichzeitige Impfungen gegen Covid-19, Pneumokokken und Influenza möglich bei Indikation

Seit 10.11.2021 empfiehlt die STIKO wegen der Häufung von Myokarditisfällen nach Impfung mit Spikevax® von Moderna unter 30-Jährigen nur noch die Impfung mit Comirnaty® von Biontech (obwohl auch bei diesem Impfstoff Myokarditisfälle auftreten können).

Alles zur Myokarditis nach mRNA-Impfung finden Sie hier. Eine Impfmyokarditis verläuft milder als eine durch Covid-19-Infektion verursachte Myokarditis.

Vergessen Sie vor lauter Covid-19 nicht Ihre jährliche Grippeimpfung! Das gilt auch für Schwangere. Die Grippeimpfung kann gleichzeitig mit einer Covid-(Auffrisch-)Impfung durchgeführt werden.

Für alle, die noch nicht geimpft sind: lassen Sie sich impfen. Eine Infektion mit dem Coronavirus ist risikoreicher als die Impfung. Wenn Sie Angst vor einer Impfmyokarditis haben: lassen Sie sich mit Biontech impfen und nicht mit Moderna. Halten Sie ein längeres Impfintervall zwischen erster und zweiter Dosis ein (5-6 Wochen statt 3-4).

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Artikel, die wir für Sie für relevant halten, werden laufend aktualisiert
> Auflistung von Artikeln und Empfehlungen zu Covid-19
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Voraussetzungen für eine Impfung

Alter
Die Vektorimpfstoffe von AstraZeneca und Janssen sind zugelassen ab einem Alter von 18 Jahren, die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna ab 12 Jahre. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat am 25.11.2021 prinzipiell grünes Licht für den Biontech-Impfstoff für Kinder ab 5 Jahre gegeben, die STIKO empfiehlt in dieser Altersgruppe nur Kindern mit Vorerkrankungen und mit Kontakt zu Risikopersonen die Impfung.

Akute Covid-19-Infektion
Vor dem Impfen und direkt an der Impfstation muss kein Covid-19-Test (weder PCR- noch Antikörpertest) gemacht werden, solange man keine Symptome aufweist. Die Verträglichkeit der Impfung wird durch eine akute Infektion auch nicht negativ beeinflusst. Das Immunsystem wird durch den Impfstoff sogar zusätzlich unterstützt und kann die Infektion leichter kontrollieren.

Akute andere Infektionen
Eine Impfung bei akut Erkrankten mit Fieber über 38,5 Grad leidet, sollte nicht geimpft werden. Bei einer Erkältung oder leichtem Fieber unter 38,5 Grad kann geimpft werden.

WICHTIG! Infektion trotz Impfung?
Nicht jeder Geimpfte wird 100%ig vor Covid-19 geschützt. Bereits bei den Studien zur Impfstoffzulassunf erzielten die Impfstoffe einen maximalen Schutz vor einer Erkrankung von ca. 95%, das bedeutet, 5% entwickelten auch damals schon keinen Schutz. Mit der nun vorherrschenden Deltavariante des Virus ist diese Schutzwirkung noch einmal geringer. Auch können wohl Geimpfte bei Kontakt mit dem Erreger das Virus an andere weitergeben, auch wenn sie selbst nicht erkranken. Das heißt: auch Geimpfte sollten sich weiterhin an die derzeit geltenden Schutzmaßnahmen halten.
Im Juli 2021 sind ca. 3800 Coronainfektionen bei 25.000.000 vollständig geimpften Personen registriert worden, das entspricht einer Quote von 0,015% der vollständig Geimpften bzw. einem Anteil von ca. 0,4% der insgesamt Corona-Infizierten.
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 08.07.2021

 

Impfung nach durchgemachter Covid-19-Infektion

Die STIKO empfiehlt allen Personen, die bereits eine SARS-CoV-2-Infektion hatten, die Verabreichung einer Impfstoffdosis, da die natürliche Immunität nicht so hoch ausfällt wie nach Impfung. Genesene haben eine geringere Antikörperbildung als primär Geimpfte, aber die Antikörper fallen langsamer, das heißt Genesene sind zwar weniger gut, dafür aber etwas länger geschützt als nur Geimpfte. Eine (also nicht wie sonst zweimalige) Impfung nach der Genesung reicht aus, um die Immunität gegen SARS-CoV-2 deutlich zu verstärken und zu verlängern. Außerdem erzeugt die Imfung bei Genesenen Immunität auch gegen neuere Varianten von SARS-CoV-2 und nicht nur gegen die, an der man sich angesteckt hat.

1. Personen mit gesicherter Covid-19-Infektion (pos. PCR-Test) und Symptomen
Einmalige Impfung 6 Monate nach der Erstinfektion. Die Gabe einer Impfstoffdosis ist aber im Einzelfall bereits frühestens ab 4 Wochen nach dem Ende der COVID-19-Symptome möglich. Allerdings wird bei früherer Impfung (also vor Ablauf der 6 Monate) über vermehrte Nebenwirkungen berichtet. Wurde die Infektion durch einen PCR-Test bestätigt, soll die Impfung in der Regel 6 Monate nach der Erkrankung erfolgen, frühestens jedoch 4 Wochen nach dem Ende der COVID-19-Symptome. Eine Auffrischimpfung sollte dann nach weiteren 6 Monaten erfolgen.

2. Personen mit gesicherter Covid-19-Infektion (pos. spezifischer Antikörpertest) OHNE Symptome
Einmalige Impfung bereits ab 4 Wochen nach der Labordiagnose. Eine Auffrischimpfung sollte dann nach weiteren 6 Monaten erfolgen.

3. Personen mit gesicherter Covid-19-Infektion (pos. PCR-Test) NACH bereits erfolgter Impfung
Auffrischimpfung im Abstand von 6 Monaten nach der Infektion (unabhängig von der Anzahl der vorher verabreichten Impfstoffdosen).

4. Personen mit gesicherter Covid-19-Infektion (pos. PCR-Test) NACH bereits erfolgter Boosterung
Hier wird keine weitere Boosterung empfohlen.

WICHTIG:
Sollte man unbemerkt eine Covid-19-Infektion durchgemacht haben, ist eine Impfung nicht schädlich.

 

Impfung von Allergikern

Allergiker sind nach den Erkenntnissen des Paul-Ehrlich-Insituts nicht durch die Impfung gefährdet, da Allergiker generell kein höheres Risiko für schwerwie­gende unerwünschte Wirkungen bei der Coronaimpfung haben.
Das gleiche gilt für Personen mit einer familiären Anaphylaxie-Vorgeschichte oder früheren Komplikationen bei Injektionen von Vakzinen oder Medikamenten. Mittlerweile empfehlen Allergologen die Coronaimpfung sogar bei Biologikaeinnahme.
Nur wer in der Vergangenheit nach Impfungen oder Spritzen
– schwindelig, schwach oder ohnmächtig wurde
– einen schnellen Herzschlag (Tachykardie) und/oder Atemnot bekam
– zu Sofortallergien neigt mit Anschwellen des Gesichts und des Halses
– einen schlimmen Hautausschlag am gesamten Körper bekam
– einen allergischen Schock erlitten hat,
sollte das unbedingt dem Arzt vor der Impfung mitteilen, damit er nach der Injektion länger beobachtet werden kann. Grundsätzlich solle jede Person 15 (besser 30) Minuten nach der Impfung beobachtet werden, und besonders für Allergiker sollte eine angemes­se­ne medizinische Behandlung für schwere allergische Reaktionen bereitstehen. Fragen Sie ggf. nach, ob das gewährleistet ist, wenn Sie Allergiker sind.
Bei Menschen, die auf die erste Dosis eine schwere allergische Reaktion hatten, sollte die zweite Dosis nicht verabreicht wer­den.
Bei einer bekannten Allergie gegenüber einem Impfstoffbestandteil (z.B. Polyethylenglykol, s.u.) sollte dieser Impfstoff nicht verimpft und auf einen Impfstoff ausgewichen werden, der diesen Stoff nicht enthält.
Zur Häufigkeit von allergischen Reaktionen ist zu sagen, dass zwar eine insgesamte Häufigkeit von 1-4: 1000 Geimpften angegeben wird, darin sind aber auch leichte allergische Reaktionen, beispielsweise ein vorübergehendes Ekzem eingeschlossen. Schwere allergische Reaktionen (Anaphylaxien) kommen in nur ca. 1: 100.000 der Geimpften (häufiger bei Frauen) vor und können gut behandelt werden. Kein Patient mit schwerer allergischer Reaktion ist bisher gestorben. Nach einer Studie im August 2021 aus Israel bekommen nur 0,7% der Patienten mit einer Hochrisiko-Allergievorgeschichte eine schwere allergische Reaktion, die dann bereits in den ersten 10-20 Minuten nach der Impfung auftritt. Lesen Sie dazu auch den Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 01.09.2021.
Laut Paul_Ehrlich-Institut sind “anaphylaktische Reaktionen vermutlich mehrheitlich nicht auf Immunglobulin-E-vermittelte allergische Sofortreaktionen zurückzuführen… Betroffene Patienten wurden in den Studien nach allergologischer Testung zumeist risikoarm erneut geimpft.”
Ein Unterschied zwischen den Impfstoffen besteht: bei den mRNA-Impfstoffen treten  häufiger anaphylaktische Reaktionen (schwere Allergien) auf in ca. 2-4:1.000.000 Fällen im Vergleich zu den Vektorimpfstoffen.
> Artikel in der Pharmazeutischen Zeitung vom 06.03.2021
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 04.01.2021
> Stellungnahme in der pharmazeutischen Zeitung vom 23.12.2020
> Artikel Ärztezeitung vom 10.12.2020
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 09.12.2020


Was tun, wenn man verzögert schwere allergische Symptome bekommt?

Wenn Sie nicht mehr am Impfort sind, rufen Sie bei Symptomen wie Hautquaddeln, Schwindel, Übelkeit, Blutdruckabfall, Herzrasen, Schwellung im Mund-/Halsbereich, Keuchen, anhaltendem Husten oder Atemnot sofort den Notarzt unter 112. Legen Sie sich hin (nicht stehen oder sitzen) und lassen Sie, wenn Sie allein sind, die Tür auf. Wenn Sie als schwerer Allergiker einen Notfall-PEN mit Adrenalin haben, setzen Sie ihn ggf. ein, wenn die Symptome schlimmer werden und der Notarzt noch nicht eingetroffen ist.

 

Impfung von PatientInnen, die Blutverdünner einnehmen

Blutgerinnungshemmer können dazu führen, dass sich an der Einstichstelle große Blutergüsse im Muskel bilden. Deswegen sollte die Impfung in diesem Fall mit der/m behandelnden Ärztin/Arzt besprochen werden. Oftmals können Medikamente für einige Tage problemlos abgesetzt werden (nur nach Absprache, nicht eigenmächtig!). Impfärzte verwenden bei Gerinnungshemmer-Patienten sehr dünne Kanülen und legen anschließend einen Kompressionsverband an. Patienten sollten selbst die Einstichstelle etwa fünf Minuten komprimieren. Die Nachbeobachtungszeit nach der Impfung sollte dann unbedingt 15 bis 30 Minuten dauern.
Detailliertere Informationen zum anzustrebenden INR-Wert u.a. finden Sie auf der Website der Deutschen Herzstiftung.


Impfung von Schwangeren und Stillenden

Seit dem 10.09.2021 empfiehlt die Ständige Impfkommission STIKO (wie schon der Berufsverband der Frauenärzte in einer Stellungnahme vom 12.08.2021) nach Auswertung aller verfügbarer Daten nun die Covid-Impfung für alle Schwangere ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel mit einem mRNA-Impfstoff, das heißt ab der 14. Schwangerschaftswoche nach der letzten Monatsblutung (entsprechend der 12. Schwangerschaftswoche nach Empfängnis), siehe auch Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 10.09.2021. Obwohl bezüglich der Impfung von Schwangeren keine vergleichenden Sicherheitsdaten für Comirnaty und Spikevax vorliegen, empfiehlt die STIKO seit 10.11.2021 wegen des erhöhten Myokarditisrisikos bei Personen unter 30 Jahren, dass Schwangeren unabhängig vom Alter bei einer COVID-19-Impfung zur Sicherheit Comirnaty von Biontech angeboten werden soll. Auch für die Boosterung wird Corminaty ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel empfohlen.
In einer Studie im New England Journal of Medicine vom 21.04.2021 an 4000 Schwangeren, die mit einem mRNA-Impfstoff geimpft wurden, fanden sich keine Hinweise auf Schädigungen der Feten durch die Impfung. Auch die Daten eines US-Registers zu über 100.000 Schwangerschaften zeigten kein erhöhtes Fehlge­burtsrisiko in den ersten 20 Schwangerschaftswochen. In einer anderen Studie an 17.000 Schwangeren und Stillenden erwies sich die Impfung (vorwiegend mit mRNA-Impfstoffen) als gut verträglich. Auch fand sich in einer Studie an 10.000 geimpften Schwangeren kein erhöhtes Risiko für Früh- oder Mangelgeburten. Auch gibt es kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko für das Baby.
Der Impfstoff von AstraZeneca ist wegen des ohnehin erhöhten Thromboserisikos in der Schwangerschaft nicht geeignet.
Nuvaxovid, der Proteinimpfstoff, wird wegen der fehlenden Datenlage noch nicht empfohlen. In Einzelfällen kann er aber nach entsprechender Aufklärung verwendet werden, z.B. wenn Kontraindikationen gegen einen mRNA-Impfstoff vorliegen.

Eine Impfung im ersten Schwangerschaftsdrittel wird – wie auch bei allen anderen Impfungen – nicht empfohlen, da die normale spontane Fehlgeburtsrate in dieser Zeit zu falschen Schlüssen über die Gefährlichkeit der Impfung führen könnte, ist aber auch eine reine Sicherheitsempfehlung für den Fall, dass sich später doch Komplikationen herausstellen würden.
Bei Nebenwirkungen wie Fieber kann Paracetamol eingenommen werden.

Durch eine Impfung in der Schwangerschaft konnte die Rate von Todesfällen der Babies um die Geburt herum gesenkt werden. Außerdem erzielt die Coronaimpfung bei Schwangeren (und Babys) höhere Antikörper-Titer als eine Infektion mit dem Virus.

Die Impfung der Mütter führt zu 80 % in der Delta- und zu 38 % in der Omikronwelle zu einem Schutz der Neugeborenen vor einer Infektion, besonders wenn die Impfung nach der 20. Schwangerschaftswoche stattfand.

Für den Herbst empfiehlt der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) eine Zweifach-Impfung gegen Covid-19 und Grippe. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und der Berufsverband der Frauenärzte betonen, dass auch Boosterimpfungen für Schwangere und Stillende geeignet sind ab 3 Monaten nach der Grundimmunisierung, d.h. nach der letzten (meist zweiten) Impfdosis.
> s.a. Pressemitteilung des BVF vom 24.01.2022

Eine upgedatete Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe DGGG für den Herbst empfiehlt laut Berufsverband der Frauenärzte BVF einen 2. Booster nicht für alle Schwangeren. Dieser kann jedoch bei entsprechenden Risiken in der Anamnese und auf Wunsch der Schwangeren nach individueller Aufklärung erfolgen.
> s.a. Artikel des BVF vom 13.10.2022


Impfung von stillenden Müttern

Nach der Geburt kann völlig unbedenklich geimpft werden. Eine Stillpause ist nicht notwendig. Im Gegenteil sorgen die mütterlichen Antikörper in der Muttermilch für einen Infektionsschutz beim Neugeborenen. In etwa 5-7% nach der 1. bzw. 2. Impfdosis kann eine verrin­gerte Milchmenge für höchstens 24 Stunden auftreten.

Siehe dazu auch:
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 18.08.2021

 

Impfung von Kindern

Der einzige Impfstoff, der von Anfang an für Kinder ab 16 Jahre zugelassen war, ist Comirnaty® von Biontech. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat ihn am 28.05.2021 auch für die Altersgruppe 12 – 15 Jahre und am 25.11.2021 für die Altersgruppe 5 – 11 Jahre zugelassen, für die Jüngeren mit einem Drittel der Erwachsenendosis, das heißt mit 10 µg (s. Website der EMA). Spikevax® von Moderna ist seit 23.07.2021 eigentlich für Kinder ab 12 Jahre zugelassen, allerdings wird er seit dem 10.11.2021 von der STIKO unter dem 30. Lebensjahr nicht mehr empfohlen, weil in dieser Altersgruppe vermehrt Myokarditisfälle aufgetreten sind (mehr als bei Biontech).
Die Ständige Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut (RKI) hat am 16.08.2021 eine Empfehlung für eine generelle Corona-Impfung bei gesunden Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 15 Jahren ausgesprochen.

Für 5 – 11jährige gilt seit dem 09.12.2021:
Nur Kindern mit Vorerkrankungen und Kontakt zu RisikopatientInnen erhalten eine Impfempfehlung, alle anderen Kinder dürfen zwar nach entsprechender ärztlicher Aufklärung und bei individuellem Wunsch der Sorgeberechtigten geimpft werden, es wird aber nicht generell von der STIKO empfohlen. Im Gegensatz zur EMA wartet die STIKO immer größere Datensätze aus dem Ausland ab, bis sie zu dem Schluss gelangt, ob das Nutzen-Risiko-Profil vertretbar ist.
Fünf- bis elf-jährige Kinder mit einer Vorerkrankung, die bereits eine mit PCR-Test gesicherte Covid-Infektion durchgemacht haben, sollen eine Impfstoffdosis im Abstand von etwa sechs Monaten zur SARS-CoV-2-Infektion erhalten.
Kinder ohne Vorerkrankungen, die bereits eine mit PCR-Test gesich­erte Covid-Infektion durchgemacht haben, sollten laut STIKO vorerst nicht geimpft werden.
Kinder mit Vorerkrankungen im Alter von 5 – 11 Jahren sollen eine Boosterung mit Corminaty erhalten mindestens 6 Monate nach abgeschlossenener Grundimmunisierung.

Bei der Omikronvariante hält die Immunität bei Kindern nicht sehr lange an (s.a. Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 04.11.2022).

In einer randomisierten placebo-kontrollierten Zulassungsstudie mit rund 2000 Kindern wurde die Impfeffektivität (relative Risikoreduktion, RRR) zur Vermeidung einer symptomatischen Infektion von 90,7 Prozent ermittelt. Realistisch dürfte die Impfstoffeffektivität bei den 5- bis 11-Jährigen laut EMA jedoch irgendwo zwischen 67,7 und 98,3 Prozent liegen. Bei Kindern – je jünger sie sind – muss besonders sorgfältig das Risiko gegen den Nutzen abgewogen werden. Da Kinder ein sehr geringes Risiko für einen schweren Verlauf einer Covid-Infektion haben (s.a. Covid-19 bei Kindern), wiegt bei ihnen die Möglichkeit von bisher noch nicht bekannten Nebenwirkungen der Impfung ungleich schwerer als bei Erwachsenen. Deshalb wird das Thema nach wie vor sehr kontrovers diskutiert.
Nach der Impfung von ca. 8,7 Millionen Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren wurden in den USA 11 Myokarditisfälle bestätigt, die alle mild verlaufen sind. Im Vergleich dazu wurden in 6 Kliniken innerhalb 2 Monaten 713 Kinder mit einer schweren Covid-19-Infektion behandelt, von denen 712 ungeimpft waren und 11 starben.
In Deutschland werden Verdachtsfälle von Nebenwirkungen bei Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren überwiegend als milde und vorübergehend gemeldet.
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 04.01.2022
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 16.08.2021
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 12.07.2021

Mehr zur Impfung von Kindern finden Sie auf der Seite “Infektionsschutz” der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BzgA und auf der Webseite des Bundesverbands herzkranke Kinder (BVHK).

Bei dem Verdacht auf Myokarditis (Herzmuskelentzündung) nach Impfung von Kindern unter 18 Jahre sollte eine Meldung im MYKKE-Register erfolgen. In den USA haben ca. 8,7 Millionen geimpfte Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren in 11 Fällen eine Myokarditis bekommen (s. Artikel), die alle mild verlaufen sind.

 

Impfung von Herztransplantierten

Eigentlich fallen alle Herztransplantierten in die Patientengruppe mit hohem bis sehr hohem Risiko. Allerdings sollte die Transplantation bereits ein Jahr oder mehr zurückliegen. Im ersten Jahr nach HTx wird das Immunsystem der PatientInnen so sehr unterdrückt, dass es einerseits zu Komplikationen mit dem transplantierten Herz kommen, andererseits die Impfung gar nicht oder unzureichend wirken könnte. Dann könnte man sich in falscher Sicherheit wiegen und den Erfolg der Transplantation gefährden. Idealerweise sollte VOR einer geplanten Transplantation geimpft werden.
Bei länger Herztransplantierten wird eine Boosterung unbedingt empfohlen.
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 15.06.2021

 

Impfschema

Impfintervall bei Erstimpfung – diverse Strategien

Die Impfung sollte je nach Impfstoff noch einmal wiederholt werden, bei Biontech nach 3 – 6, bei Moderna nach 4 – 6 und bei AstraZeneca nach 4 – 12 und bei Nuvaxovid nach mindestens 3 Wochen.
Mittlerweile weiß man, dass ein größeres Impfintervall zwischen Erst- und Zweitimpfung (also 6 Wochen bei mRNA-Impfstoffen und 12 Wochen bei AstraZeneca) zu einer besseren Immunität führt. Das bedeutet, mit einem kürzeren Impfintervall ist man zwar schneller immun, aber längerfristig schlechter geschützt. Überlegen Sie sich deshalb gut, ob es das wert ist.
Grundsätzlich gilt: die zweite Impfdosis ist sehr wichtig, da durch eine einzige Dosis kein optimaler Schutz gewährleistet ist. Außerdem schützen zwei Impfdosen deutlich besser gegen neue Virusmutanten als nur eine.

 

Kreuzimpfung (heterologe Impfung) mit 2 verschiedenen Impfstoffen

Seit 08.07.2021 empfiehlt die STIKO ALLEN Personen, die eine Erstimpfung mit Vaxzevria® von AstraZeneca erhalten haben, eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff wie von Biontech oder Moderna. Der Abstand zur Erstimpfung sollte bei der Kreuzimpfung mindestens 4 Wochen betragen. Diese Empfehlung beruht auf der Tatsache, dass eine Kombination der Impfungen besser vor der Delta-Variante des Virus schützt als eine zweimalige Impfung mit AstraZeneca. So verhindert eine zweimalige Impfung mit Biontech je nach Studie und Land ca. 65 – 75% der Infektionen mit der Deltamutante, eine zweimalige mit AstraZeneca nur ca. 50 – 60%. Bei einer Kreuzimpfung von AstraZeneca gefolgt von Biontech steigt die Impfwirkung nach einer Studie aus Schweden vom Oktober 2021 auf ca. 67% (59 % bis 73 %), bei einer von AstraZeneca gefolt von Moderna auf ca. 79 % (62 % bis 88 %). Allerdings schützen alle Impfstoffe deutlich besser (nämlich zu ca. 96% bzw. 92%, laut Robert-Koch-Institut vom 19.11.2021 ca. 90%) vor einem schweren Krankheitsverlauf. Die bessere Immunität nach Kreuzimpfung wird allerdings ein wenig getrübt durch eine höhere Rate an Lokal- und Allgemeinsymptomen (Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Muskel-/Kopf-/Gelenkschmerzen), die aber vorübergehend sind und in der Regel nur 1-2 Tage anhalten.
Explizit empfohlen wird die Kreuzimpfung seit 07.10.2021 auch bei ALLEN mit dem Impfstoff von Johnson&Johnson/Janssen Geimpften, da dieser keine gute Wirkung gegen die Deltavariante des Virus erzielt. Eine Nachimpfung mit einem mRNA-Impfstoff wird deshalb dringend empfohlen mindestens 2 Monate nach der Impfung.
Eine “umgekehrte Kreuzimpfung” (erst mRNA-Impfstoff, dann Vektorimpfstoff) wird dagegen NICHT empfohlen, da diese Kombination eine ebenso geringe Wirkung gegen die Delta-Variante aufweist wie eine zweimalige Impfung mit AstraZeneca.
Wenn nach der ersten Injektion der Grundimmunisierung schwere Nebenwirkungen auftreten, kann die Grundimmunisierung mit dem Proteinimpfstoff Nuvaxovid komplettiert werden.
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 19.10.2021
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 15.10.2021
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 30.07.2021
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 09.07.2021
> STIKO-Empfehlung vom 08.07.2021
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 01.07.2021
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 29.06.2021
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 16.06.2021
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 14.05.2021
> Originalartikel vom 12.05.2021 (EN)

 

Auffrischimpfungen (Booster)

Seit dem 06.10.2022 wird ab 12 Jahren eine Auffrischimpfung mit Omikron-adaptierten bivalenten mRNA-Impfstoffen (Comirnaty Original/Omicron BA.1, Comirnaty Original/Omicron BA.4/5 oder Spikevax bivalent Original/Omicron BA.1) von der STIKO empfohlen. Diese zeigen einen deutlich höheren Antikörperanstieg als nach Boosterung mit den ursprünglichen Impfstoffen.

Für alle ab dem 18. Lebensjahr empfiehlt die STIKO seit dem 21.12.2021 eine Auffrischungsimpfung frühestens 3 Monate nach der letzten Dosis mit einem mRNA-Impfstoff, unabhängig davon, welcher Impfstoff zuvor verwendet wurde. Bei Biontech (empfohlen ab dem 18. Lebensjahr) wird zur Boosterung die Normaldosis von 30 μg verwendet, bei Moderna (empfohlen ab dem 30. Lebensjahr) die Hälfte der Normaldosis, also 50 μg.
Besonders empfohlen wird die Boosterung Personen mit schwachem Immunsystem, alten Menschen, Schwangeren und Personen, die mit dem Impfstoff von Janssen/Johnson&Johnson geimpft wurden, nach der Impfung mit einem mRNA-Impfstoff.
Laut einer Studie aus Israel vom November 2021 traten nach 2maliger Biontechimpfung bei 83.000 Erwachsenen ab dem 18. Lebensjahr in den ersten 3 Monaten nur 1,3% Durchbruchsinfektionen auf, im 4. Monat 2,4%, im 5. Monat 4,6%, im 6. Monat 10,3% und nach dem 6. Monat 15,5%. Die Schutzraten von zwei Dosen AstraZeneca liegen deutlich darunter, bei dieser Konstellation ist eine Boosterung also besonders wichtig. In einer anderen Studie aus Israel konnte anhand der Daten von über 1.000.000 Erwachsenen gezeigt werden, dass eine Boosterung nach 5 Monaten zu 93% vor einem Krankenhausaufenthalt und zu 92%  vor einem schweren Krankheitsverkauf schützen konnte.
Nach einer Meta-Analyse der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Studien noch vor Auftreten der Omikronvariante umfasst, sinkt die Wirksamkeit der Impfung in den ersten 6 Mo­naten um etwa 20 %. Der Schutz vor schweren Erkrankungen lässt um ca. 10% nach.
Biontech gibt die Wirkung der Auffrischimpfung mit ca. 95% an bei ähnlichem Nebenwirkungsprofil bei den ersten Impfdosen. Zwei Studien (retrospektive Analysen) im New England Journal of Medicine (DOI: 10.1056/NEJMoa2115624 und 10.1056/NEJMoa2115926) ermittelten eine Schutzwirkung von ca. 90 % vor schweren Erkrankungen oder Tod. In Israel konnte mit der Boosterung eine Infektionswelle im Spätsommer 2021 wirksam gebrochen werden.

Die Boosterung allgemein ist umso wichtiger, als sie einen höheren Schutz gegen die Omikronvariante bietet, die die Schutzwirkung der ersten zwei Dosen deutlich herabsetzt. Nach einer Boosterung erzielt die Impfung mit mRNA-Impfstoffen dann wieder annähernd so hohe Schutzraten wie gegen die Deltavariante. Allerdings fällt nach der Boosterung der Schutz gegen Omikron rasch wieder ab. Während der Schutz vor einer Infektion mit Delta  auch 3 bis 4 Monate nach dem Booster noch 85% betrug, so sind es nach diesem Zeitpunkt bei Omikron nur noch 25 %, d.h. bei 75% bestehen nach 4 Monaten keine neutralisierenden Antikörper mehr. Auch gegen die verschiedenen Omikron-Subvarianten, die sich in den letzten Wochen und Monaten entwickelt haben, hilft laut Laborstudien die Boosterung.
Wie oft in Zukunft Auffrischungs­im­pfungen nötig sein werden, ist noch nicht klar. Diese könnten dann jeweils an neue Mutationen des Virus angepasst werden. Allerdings dauert eine Anpassung des Impfstoffs an neue Varianten Monate.

Eine 2. Boosterung wird seit Februar 2022 für folgende Personengruppen empfohlen:
für >70-Jährige, BewohnerInnen und Betreuten in Pflegeeinrichtungen, Personen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und Menschen mit Immundefizienz ab 5 Jahren ab 3 Monate nach dem 1. Booster, für Tätige in medizinischen und Pflegeeinrichtungen ab 6 Monate nach dem 1. Booster.
In Israel konnte der 2. Booster bei medizinischem Personal Durchbruchsinfektionen von 20% (nur 1 Booster) auf 7% reduzieren.

Nicht empfohlen wird der 2. Booster bei Personen, die nach Grundimmunisierung und 1. Booster eine Covid-19-Infektion durchgemacht haben.

> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 09.12.2021
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 21.10.2021
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 07.10.2021

Nebenwirkungen treten nach der Boosterung seltener auf als bei den zwei Inpfdosen der Grundimmunisierung.

Laborärzte empfehlen vor einer 3. Dosis sogenannte Surrogat-Neutralisationstests, um die Coronavirus-Antikörper-Konzentration im Blut der Impfkandidaten bestimmen. Unter einem Wert von 21.8 Binding Antibody Units (BAU) hätten Personen keinen Immunschutz gegen das Coronavirus und müssten baldmöglichst geimpft werden. Bei einem Wert über 1.000 BAU sei man noch immun, eine Auffrischimpfung also unnötig. Allerdings entspricht dies nicht den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (Stand 10.11.2021): „Fälschlicherweise nehmen viele Menschen an, dass bei hohem Antikörperspiegel nach der Grundimmunisierung gegen COVID-19 oder einer SARS-CoV-2-Infektion keine (Auffrisch-)Impfung verabreicht werden sollte. Das ist jedoch nicht korrekt. Es ist nicht bekannt, ab welchem Wert von einem ausreichenden Schutz vor der Erkrankung ausgegangen werden kann. Es ist daher auch nicht empfohlen, vor der Verabreichung der (Auffrisch-)Impfung mittels serologischer Antikörpertestung zu prüfen, ob weiterhin ein Schutz vor COVID-19 besteht. Sicherheitsbedenken für eine (Auffrisch-)Impfung bei noch bestehender Immunität gibt es nicht.“
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 31.08.2021
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 10.08.2021

 

Informationen zu den Impfstoffen

Übersicht über die zugelassenen Covid-Impfstoffe
Quelle: Epidemiologisches Bulletin 40/2022 der STIKO vom 06.10.2022


Impfstoff Comirnaty® (BNT162b2/Tozinameran) von Biontech/Pfizer

Der mRNA-Impfstoff wurde in Deutschland entwickelt und ist seit Dezember 2020 in Deutschland ab 16 Jahre, seit Mai 2021 ab 12 Jahre zugelassen (Dosis 30 μg), und wird seit 27.12.2020 in Deutschland verimpft. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat am 25.11.2021 prinzipiell grünes Licht für den Biontech-Impfstoff für Kinder von 5 – 11 Jahren gegeben (mit reduzierter Dosis von 10 μg), die STIKO empfiehlt in dieser Altersgruppe nur Kindern mit Vorerkrankungen, Immundefizienz und Kontakt zu Risikopersonen die Impfung.
Der Impfstoff muss bei -80°C gekühlt werden. Die volle Schutzwirkung tritt zwei Wochen nach Verabreichung der zweiten Dosis, die nach 3 – 6 Wochen verimpft werden soll, ein.
Zur Auffrischung steht der Originalimpfstoff zur Verfügung, seit 6.10.2022 empfiehlt die STIKO aber eine Auffrischung optimalerweise mit den an Omikron angepassten bivalenten Impfstoffen Comirnaty Original/Omicron BA.1 bzw. Comirnaty Original/Omicron BA.4/5 für alle ab 12 Jahre.
Zur seltenen Nebenwirkung Myokarditis lesen Sie bitte weiter unten weiter.
> Informationen zum Impfstoff Comirnaty®

Inhaltsstoffe von Comirnaty®
– mRNA (Boten-Ribonukleinsäure, engl. messenger ribonucleid acid)
– Lipide ((4-Hydroxybutyl)azanediyl)bis(hexan-6,1-diyl)bis(2-hexyldecanoat)
– 2-((Polyethylenglykol)-2000)-N,N-ditetradecylacetamid) (potentiell allergieauslösend)
– 1,2-Distearoyl-sn-glycero-3- Phosphocholin
– Cholesterin
– Kaliumchlorid
– einbasiges Kaliumphosphat (Kaliumdihydrogenphosphat)
– Natriumchlorid
– zweibasisches Natriumphosphat-Dihydrat (Dinatriumhydrogenphosphat-Dihydrat)
– Saccharose
– Wasser für Injektionszwecke


Impfstoff  Spikevax® (vorher mRNA-1273,
Covid-19 Vaccine Moderna®,
kurz “Moderna”) von Moderna

Der mRNA-Impfstoff wurde in den USA entwickelt und im Januar 2021 in Deutschland zugelassen. Er muss bei – 20°C gekühlt werden. Die volle Schutzwirkung tritt zwei Wochen nach Verabreichung der zweiten Dosis, die nach 4 – 6 Wochen verimpft werden soll, ein. Unabhängig von der Zulassung besteht die Empfehlung der STIKO, dass Spikevax® NICHT mehr an Personen von 12 – 30 Jahre verimpft werden soll. Grund: mehr Myokarditisfälle bei unter 30-Jährigen als nach Comirnaty. Zur Grundimmunisierung und zur Boosterung von immundefizienten Personen wird die Dosis von 100 μg verwendet, zur Auffrischimpfung von immunkompetenten Personen und zur Grundimmunisierung von Kindern 50 μg (bei diesen wird Comirnaty bevorzugt).
Zur Auffrischung ab 30 Jahre steht der Originalimpfstoff, bevorzugt aber der an Omikron angepasste Impfstoff Spikevax bivalent Original/Omicron BA.1 zur Verfügung.
Zur seltenen Nebenwirkung Myokarditis lesen Sie bitte weiter unten weiter.
> Informationen zum Impfstoff Covid-19 Vaccine Moderna®

Inhaltsstoffe von Spikevax®
– mRNA (Boten-Ribonukleinsäure, engl. messenger ribonucleid acid)
– Lipide (SM-102.
– Polyethylenglykol [PEG] 2000 Dimyristoyl-Glycerin [DMG] (potentiell allergieauslösend)
– Cholesterin
– 1,2-distearoyl-sn-glycero-3-phosphocholine [DSPC]
– Tromethamin
– Tromethamin-Hyrochlorid
– Essigsäure
– Natriumacetat
– Saccharose


Impfstoff  Vaxzevria® (Covid-19 Vaccine AstraZeneca®, AZD1222, ChAdOx1) von AstraZeneca

Der vektorbasierte Impfstoff ist ein schwedisch-englisches Produkt, seit Januar 2021 in Deutschland zugelassen und wird seit Anfang Februar in Deutschland verimpft. Er ist wegen der thromboembolischen Nebenwirkungen, insbesondere Hirnvenenthrombosen, seit 01.12.2021 in Deutschland nicht mehr verfügbar.


Impfstoff JCOVDEN
® (COVID-19 Vaccine Janssen® oder Ad26.COV2-S) von Janssen-Cilag/Johnson & Johnson

Der Hersteller Janssen-Cilag ist eine Tochter des US-Unternehmens Johnson und Johnson (J&J). Der vektorbasierte Impfstoff wurde im März 2021 in Deutschland zugelassen. Bei diesem Impfstoff war anfangs nur eine Impfdosis nötig. Wegen vermehrter Impfdurchbrüche und mangelnder Wirksamkeit gegen die Deltavariante des Virus wird seit Oktober 2021 bzw. Februar 2022 von der STIKO eine zusätzliche Impfung mit einem mRNA-Impfstoff (Biontech/Moderna) oder alternativ mit einer Dosis Nuvaxovid frühestens 4 Wochen nach der Impfung mit J&J empfohlen.
Zu den Nebenwirkungen, insbesondere den Hirnvenenthrombosen, lesen Sie weiter unten nach. Wegen dieser Nebenwirkung wird der Impfstoff von der STIKO nur noch für Menschen über 60 Jahre empfohlen. Im Einzelfall kann davon aber auch nach entsprechender Aufklärung abgewichen werden.
> Informationen zum Impfstoff Covid-19 Vaccine Janssen®

Inhaltsstoffe von COVID-19 Vaccine Janssen®
– 2-Hydroxypropyl-β-Cyclodextrin (HPBCD)
– Citronensäure-Monohydrat
– Ethanol
– Salzsäure
– Polysorbat 80
– Natriumchlorid
– Natriumhydroxid
– Trinatriumcitrat-Dihydrat
– Wasser für Injektionszwecke


Nuvaxovid® (NVX-CoV2373) von Novavax

Der proteinbasierte Impfstoff wird von der STIKO für die Grundimmunisierung ab 12 Jahre empfohlen. Er enthält virusähnliche Partikel mit dem Corona-Eiweiß „Spike-Protein“. Dadurch wird das Immunsystem angeregt, Antikörper gegen das Virus zu bilden. Ein Impfstoff, der auf einem ähnlichen Wirkprinzip basiert, ist der bei uns verimpfte Impfstoff gegen Hepatitis B. Nuvaxovid enthält keine Erbinformation wie mRNA oder DNA, dafür aber im Gegensatz zu den mRNA-Impfstoffen ein Adjuvans, einen Hilfsstoff, der die Immunantwort verstärken soll. Er wird mit 2 Injektionen im Abstand von 3 Wochen verimpft. Für die Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit wird die Anwendung wegen fehlender Daten noch nicht empfohlen, kann aber in Ausnahmefällen durchgeführt werden, wenn eine Kontraindikation gegen mRNA-Impfstoffe vorliegt. Das gilt ebenso für die Boosterung, für die er eigentlich nicht zugelassen ist, aber auch im Einzelfall verimpft werden kann. Auch bei Immundefizienz (z.B. nach Herztransplantation) kann er verwendet werden, wenn auf die anderen Impfstoffe keine ausreichende Immunantwort entwickelt wurde.
Auch bei Nuvaxovid gibt es ein erhöhtes Risiko für Myokarditis.
> Informationen zum Impfstoff Nuvaxovid®


Covid-19 Impfstoff Valneva® von Valneva

Der inaktivierte Ganzvirusimpfstoff wird von der STIKO für die Grundimmunisierung von 18 – 50 Jahre empfohlen. Valneva enthält keine Erbinformation wie mRNA oder DNA, dafür aber im Gegensatz zu den mRNA-Impfstoffen ein Adjuvans, einen Hilfsstoff, der die Immunantwort verstärken soll. Er wird mit 2 Injektionen im Abstand von 4 Wochen verimpft. Für die Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit wird die Anwendung wegen fehlender Daten noch nicht empfohlen, kann aber in Ausnahmefällen durchgeführt werden, wenn eine Kontraindikation gegen mRNA-Impfstoffe vorliegt. Das gilt ebenso für die Boosterung, für die er eigentlich nicht zugelassen ist, aber auch im Einzelfall verimpft werden kann. Auch bei Immundefizienz (z.B. nach Herztransplantation) kann er verwendet werden, wenn auf die anderen Impfstoffe keine ausreichende Immunantwort entwickelt wurde.
> Informationen zum Impfstoff Valneva®

 

Nach der Impfung

Alkohol
Idealerweise sollte man drei Tage nach jeder Injektion mit dem Corona-Impfstoff auf Alkohol verzichten, da dieser die Immunantwort erheblich abschwächen kann.

Sport
Leichte körperliche Belastung ist nach der Impfung erlaubt. Extreme Ausdauersportarten oder Training mit hoher Gewichtsbelastung (die aber bei ACM/ARVC ja aber ohnehin ungünstig sind) sollten nach der Impfung vermieden werden. Bei starker körperlicher Belastung können Impfreaktionen verstärkt auftreten.

Arbeitsunfähigkeit
Wegen der Nebenwirkungen der Impfung (s.u.) sollte man zur Sicherheit keine wichtigen Termine auf die Tage nach der Imfung legen, insbesondere nach der 2. Dosis. Besonders hoch ist die Arbeitsunfähigkeit nach AstraZeneca, gefolgt von Moderna, am besten schneidet Biontech ab. Frauen entwickeln häufiger Symptome als Männer.

 

Nebenwirkungen der Impfung – allgemein

Eine Zusammenfassung der Häufigkeit von unerwünschten Nebenwirkungen der Impfung im Vergleich zur Häufigkeit unerwünschter Wirkungen, die durch eine Covid-19-Infektion ausgelöst werden, finden Sie hier.

Übliche Nebenwirkungen

– Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Injektionsstelle (ca. 80%)
– Müdigkeit, Erschöpfung (ca. 60%)
– Kopfschmerzen (ca. 50%), Muskelschmerzen (ca. 30%), Gelenkschmerzen (ca. 20%)
– leichtes Fieber (10%)
– Frösteln (ca. 30%)
– Schüttelfrost
– Übelkeit, Unwohlsein, Erbrechen
– angeschwollene Lymphknoten (Lymphadenopathie)
Normalerweise dauern diese meist nur 24-48 Stunden oder höchstens wenige Tage an. Die Nebenwirkungen sind ein Zeichen für die Immunreaktion des Körpers auf die Impfung.
Ggf. können Paracetamol oder schmerzstillende Medikamente genommen werden, wobei man mit Paracetamol zurückhaltend sein sollte, da es die Immunantwort der Impfung abschwächen kann – deshalb wird von einer prophylaktischen Einnahme oder einer Einnahme innerhalb von 6 Stunden nach der Impfung unbedingt abgeraten. Nehmen Sie das Medikament am besten nur, wenn Sie wirklich Symptome nach der Impfung entwickeln.
Fieber und grippale Symptome treten bei Vektorimpfstoffen etwa 2-3mal so häufig auf wie bei mRNA-Impfstoffen.

WICHTIG:
Nebenwirkungen können ein Zeichen für die erwünschte Immunantwort des Körpers sein. Wenn man keine Symptome verspürt, heißt das aber nicht im Umkehrschluss, dass die Impfung nicht gewirkt hat. Die Impfreaktion sagt nicht immer etwas über die Stärke der Immunantwort aus, allerdings wurde nachgewiesen, dass Personen mit Impfreaktionen einen signifikant höherem Antikörperspiegel hatten (s.a. Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 04.05.2022).
Wer unbedingt wissen will, ob die Impfung angeschlagen hat, kann beim Arzt auf eigene Kosten einen Neutralisationstest durchführen lassen (ca. 25 €).


Meldung von Nebenwirkungen

Schwerwiegende oder ungewöhnliche Nebenwirkungen sollten der/m Hausärztin/Hausarzt oder in der Apotheke gemeldet werden. Auf der offiziellen Seite vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bzw. dem Bundesgesundheitsministerium können Sie unkompliziert und anonym Ihre Nebenwirkungen melden (übrigens nicht nur zu den Vaccinen zum Schutz vor COVID-19!):
Online-Meldung von Nebenwirkungen beim PEI oder alternativ über die SafeVac-2.0-App (Download im App-/Google-Play-Store).
Bei dem Verdacht auf Myokarditis (Herzmuskelentzündung) nach Impfung von Kindern unter 18 Jahre sollte eine Meldung im MYKKE-Register erfolgen.

Das Paul-Ehrlich-Institut ist für die Sicherheit der Impfstoffe zuständig und gibt regelmäßig Sicherheitsberichte heraus, in denen über die gemeldeten Nebenwirkungen berichtet wird.
Insgesamt liegen dem Paul-Ehrlich-Institut bis 31.12.2021 Meldungen von schwerwiegenden Impfkomplikationen  in der Höhe von 0,1 pro 1.000 (1:10.000) Impfdosen bei Moderna und 0,2 auf 1000 (2:10.000) Impfdosen bei Biontech vor. Die Gesamtzahl gemeldeter Nebenwirkungen (leichte und schwere) beläuft sich auf 1,4 auf 1000 Impfdosen (0,9 für Biontech, 2 für Moderna, 3 für AstraZeneca und 1,5 für Janssen).
Hier finden Sie den aktuellsten Sicherheitsbericht.


Andere gemeldete Nebenwirkungen

Für einen Zusammenhang zwischen Menstruationsstörungen und der Impfung gegen COVID-19 gibt es derzeit keinen Beleg, obwohl diese häufiger von Frauen berichtet werden.

Die in den Zulassungsstudien gemeldeten Fazialisparesen (Lähmungen des Gesichtsnervs) gehen möglicherweise auf eine erhöhte Rate an Infektionen von Herpes zoster (Gürtelrose) nach der Impfung zurück (Risiko für Zoster: 15 zusätzliche Fälle auf 100.000 Personen im Vergleich zu Ungeimpften).

Kein erhöhtes Risiko durch die Impfung gibt es für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Lungenembolien.

Mehr zu Nebenwirkungen, insbesondere den schwerwiegenderen wie Hirnvenenthrombosen, Herzmuskelentzündungen und schweren allergischen Reaktionen können Sie auch unter der Rubrik “Impfung von Allergikern” und im nachfolgenden Abschnitt zu den besonderen Nebenwirkungen nachlesen.

Wenn schwerwiegende Nebenwirkungen nach einer Impfung zur Grundimmunisierung aufgetreten sind, so kann seit Februar 2022 laut STIKO-Empfehlung die Impfserie mit dem Proteinimpfstoff Nuvaxovid weitergeführt werden.

In sehr seltenen Fällen wurden nach Impfung auch Fälle von Multisystemischen Entzündungssyndrom (MIS-C, auch bekannt als PIMS, Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome, s.a. Covid-19 bei Kindern) und Long-Covid bekannt, ähnlich wie sie nach einer Covid-Infektion auftreten. Als Ursache werden Auto-Antikörper vermutet (s.a. Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 05.05.2022).

 

Besondere Nebenwirkungen von mRNA-Impfstoffen (Biontech/Moderna)

Verspätete Lokalreaktion

Bei mRNA-Impfstoffen gibt es neurdings Hinweise auf eine verspätete Lokalreaktion (flächige Rötung, Juckreiz, Überwärmung, Ausschlag, schmerzhafte Schwellung) nach ca. 8 (4-11) Tagen, die vorwiegend bei Frauen auftritt. Behandelt werden diese mit kühlenden Maßnahmen und polidocanolhaltige Salben (z.B. Linola Fettcreme), wenn notwendig auch mit oralen Antihistaminika (z.B. Loratadin) bzw. cortisonhaltigen Cremes (z.B. Prednicarbat, Momethason).


Gesichts- und Lippenschwellung

Sehr selten treten Schwellungen im Gesicht (auch einseitig) und Lippen auf. Diese klingen in der Regel von selbst ab. Orale Antihistaminika oder Kortikosteroide können die Erholung beschleunigen.


Myokarditis und Perikarditis

Am 26.04.2021 tauchten erste Medienberichte zu Myokarditisfällen  (Fällen von Herzmuskelentzündungen) nach mRNA-Impfungen auf.
Mittlerweile ist klar: betroffen sind von der Myokarditis vorwiegend junge Männer unter 30 Jahren (vor allem mit 12-17 Jahren) meist innerhalb einer Woche (im Mittel innerhalb 4 Tagen, aber auch bis zu 30 Tage) nach der zweiten mRNA-Impfung, von der Perikarditis (Herzbeutelentzündung) etwas ältere Personen (vor allem Männer zwischen 20 und 50 Jahren) mit einem längeren Intervall nach Erst- oder Zweitimpfung. Allerdings verlaufen die meisten Erkrankungen milde, und die Patienten erholen sich in der Regel innerhalb weniger Tage. Krankenhausaufenthalte dauern im Schnitt nur 3 Tage. Todesfälle gibt es in Deutschland nur in wenigen Einzelfällen im Alter zwischen 58 und 84 Jahren, bei einigen davon sind andere Todesursachen nicht auszuschließen. Ein längerer Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung scheint tendenziell weniger Myokarditisfälle zu verursachen. Eine mögliche Ursache ist eine Zytokinopathie (s.a. Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 08.05.2023).

Nach Daten von Ende September 2021 tritt eine Myokarditis nach mRNA-Impfung mit einer Häufigkeit von ca. 5 Fällen auf 100.000 Impfungen bei Männern unter 30 Jahren auf, also in 0,005% der Impfungen. In allen Altersgruppen ergibt sich eine geringere Häufigkeit von ca. 1,5 Fällen auf 100.000 Impfungen bei Männern und ca. 0,5 Fällen auf 100.000 Impfungen bei Frauen.
Bei Kindern und Jugendlichen treten 0,5-10 Fälle auf 1.000.000 Geimpfte nach der 1. Impfung und 12-120 auf 1.000.000 Geimpfte, 90% davon waren männlich, wie eine Meta-Analyse von 850 Fällen von 12/2022 zeigte
(s.a. Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 09.01.2023). 90% mussten im Krankenhaus behandelt werden, davon 25% auf der Intensivstation. Nur in 1% trat eine schwere Herzinsuffizienz mit einer LVEF < 35% auf. Es gab keine Todesfälle.

Wie Sie eine vermutete Impfmyokarditis melden können, lesen Sie hier.

In Deutschland wurden bis zum 30.06.2022 beim Paul Ehrlich-Institut (PEI) 1.935 Myo- und Perikarditisfälle nach Comirnaty und 566 nach Spikevax, gemeldet. 539 Myokarditisfälle traten nach einer Boosterung auf. Bei Männern unter 30 Jahren (vor allem bei Kindern und Jugendlichen Männern zwischen 12 und 17 Jahren) tritt die Myokarditis nach Biontech-Impfung mit einer Häufigkeit von ca. 5 Fällen auf 100.000 Impfungen auf, nach Moderna mit einer Häufigkeit von etwa 11 Fällen pro 100.000 Impfungen und ist damit mehr als doppelt so hoch wie beim Biontech-Impfstoff. Deshalb empfiehlt die STIKO seit 10.11.2021 unter 30-Jährigen nur noch die Impfung mit Comirnaty® von Biontech (obwohl auch bei diesem Impfstoff Myokarditisfälle auftreten können).
Bei Kindern und Jugendlichen  zwischen 12 und 17 Jahren hat das PEI bis Ende September 96 Fälle einer Herzmuskelentzündung nach Coronaimpfungen mit dem Bion­tech-Wirkstoff und 2 nach Impfung mit Moderna berichtet, das entspricht einer Quote von ca. 1:13.000 Zweitimpfungen bei Jungen (im Gegensatz zu ca. 1:250.000 bei Mädchen). Die Perikarditis tritt vorwiegend bei Männern zwischen 20 und 50 Jahren auf.
Nach der Booster-Impfung, der dritten mRNA-Impfung, gibt es ebenfalls vereinzelne Meldungen einer Myo-/Perikarditis innerhalb von 7 Tagen nach der Auffrischimpfung, aber in geringerem Ausmaß als nach der Grundimmunisierung. Junge Erwachsene im Alter von 18 – 29 Jahren und männliche Jugendliche von 12 – 17 Jahren sind etwas häufiger betroffen.
Bei Kindern von 5 – 11 Jahren trat in Deutschland kein Myokarditisfall auf.
Die Gebrauchsinformation der Impfstoffe wurde um einen entsprechenden Hinweis auf die seltene Nebenwirkung ergänzt.
Siehe dazu auch:
> aktueller Sicherheitsbericht des PEI
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 06.10.2021
> Originalartikel in JAMA vom 04.10.2021
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 20.08.2021
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 11.06.2021

Die US-Gesundheitsbehörde CDC sieht selbst für die jüngste Gruppe der 12- bis 17-Jährigen weiterhin ein eindeutig positives Nutzen-Risiko-Verhältnis: Bei den männlichen Teenagern kämen auf 1 Million zweite Dosierungen 56 bis 69 Myokarditisfälle, bei weiblichen 8 bis 10. Für die männlichen Teenager von 12 – 17 Jahren heißt das aber, dass – statt statistisch gesehen 2 Myokarditisfällen auf 2.000.000 Impfungen – 128 Myokarditisfälle nach der Impfung auftraten, also ein 60fach erhöhtes Risiko oder 1 Myokarditis auf 16.000 Impfungen. Durch die Impfung würden aber andererseits bei männlichen bzw. weiblichen Teenagern zwischen 12 und 17 Jahren 5.700 bzw. 8.500 COVID-19-Erkrankungen, 215 bzw. 183 Krankenhausaufenthalte, 71 bzw. 38 Intensivbehandlungen und 2 bzw. 1 Todesfälle verhindert.
Eine neuere amerikanische Studie sah ein erhöhtes Myokarditisrisiko auch bei Frauen.
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 26.01.2022
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 05.08.2021
> Orginalartikel in JAMA vom 04.08.2021 (EN)

In einer Studie aus Dänemark fand sich nach Impfung mit Biontech nur eine tendenzielle Erhöhung des Risikos einer Myokarditis um den Faktor 1,3 bis 1,5, bei Moderna aber um den Faktor 4-6. Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern fand sich in Dänemark ein erhöhtes Risiko bei jungen Frauen und nicht bei jungen Männern. Die Fallzahlen in Dänemark sind insgesamt etwas niedriger als z.B. in Israel. Mögliche Gründe können die strengeren Diagnosekriterien für eine Myokarditis sein, aber auch die Tatsache, dass Dänemark ein längeres Intervall von ca. 5 Wochen zwischen Erst- und Zweitimpfung hat. Ein längeres Impfintervall scheint die Nebenwirkungsrate zu senken. Das bestätigen auch Ergebnisse aus Kanda und Großbritannien.
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 17.12.2021
> Originalstudie im BMJ vom 16.12.2021 (EN)

Bei aller Aufregung, die natürlich unsere myokarditis-sensiblen ARVC-Patienten besonders betrifft, sollte also auch hier das Risiko einer möglichen Myokarditis nach Impfung (s.o., absteigend mit zunehmendem Alter) abgewogen werden gegenüber dem mittlerweile gut belegten Risiko, im Rahmen einer Covid-19-Erkrankung eine Myokarditis zu bekommen (>20% der schweren Fälle). Das Risiko ist deutlich höher als das Risiko einer Impfmyokarditis.
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 16.12.2021

Nach neuesten Berechnungen aus Cleveland ist das Risiko für eine Myokarditis bei männlichen Jugendlichen von 12-17 Jahren durch Covid-19 fast 6-mal höher als durch eine mRNA-Impfung. Bei Mädchen von 12-17 Jahren ist das Risiko für eine Myokarditis durch Covid-19 sogar 21-mal höher als durch die Impfstoffe (s.a. Fachartikel, EN).
Bestätigt wird das durch eine Studie vom 25.08.2021 (s.a. Originalartikel), bei der das relative Risiko für eine Myokarditis nach mRNA-Impfung 3,24 (also 3,24 mal höher als bei Ungeimpften), das entspricht zusätzlichen 2,7 Myokarditisfällen auf 100.000 Personen. Im Vergleich dazu gibt es aber 11 Myokarditisfälle auf 100.000  Personen durch eine Covid-19-Infektion, also fast viermal mehr.

Auch eine 2023 veröffentlichte Studie aus Norwegen kommt zu dem Schluss, dass die Myokarditis nach einer Covid-Impfung milder verläuft als eine konventionelle Myokarditis und milder als eine durch eine Covid-19-Infektion verursachte Myokarditis (s.a. Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 14.02.2023).

Die Ursache für die Fälle von Myokarditis ist unklar. Eine Theorie wäre eine starke Immunreaktion des Körpers auf die Impfung, die als Entzündungsreaktion auch das Herz angreift. Neben diesen möglichen Autoimmuneffekten werden hormonelle Faktoren oder aber die Verwendung von Lipidnanopartikeln bei mRNA-basierten Impf­stoffen diskutiert.
In den USA haben Ärzte im Blut der Patienten Spikeproteine gefunden, die anders als bei gesunden Geimpften nicht an Antikörper gebunden waren (Originalartikel).

WICHTIG:
Warnsymptome für eine Myokarditis sind

– Schmerzen in der Brust, Druckgefühl auf der Brust (in ca. 85%)
– Fieber (in ca. 45%)
– Atemnot, Kurzatmigkeit (vor allem bei Anstrengung)
– Schmerzen beim Atmen
– Herzrasen, Herzklopfen, Palpitationen
– Herzstolpern, Herzrhythmusstörungen
– Synkope (vorübergehende Bewusstlosigkeit)
– Müdigkeit, Abgeschlagenheit
– körperliche Schwäche
– Herzschwäche bis hin zum Herzversagen

Leider verlaufen manche Myokarditisfälle aber auch völlig symptomlos, und die möglichen Symptome sind nur sehr schwer zu unterscheiden sowohl von einer normalen Impfnachwirkung als auch den üblichen ARVC-Symptomen bzw. einer sogenannten “hot phase” einer ACM. Die normalen Impfnebenwirkungen treten normalerweise nur in den ersten 48 Stunden nach Impfung auf – im Gegensatz zu der Myokarditis nach Impfung, bei der die ersten Symptome in den ersten 4-5 (1-7) Tagen auftreten, aber auch seltener bis zu einem Monat nach Impfung. Die Symptome dauern in der Regel nicht länger als 6 Tage an. Von den Patienten mit Impfmyokarditis verbringen ca. zwei Drittel im Schnitt 3 Tage im Krankenhaus.
Im Zweifelsfall empfehlen wir eine Abklärung bei dem/der betreuenden Arzt/Ärztin mit der Durchführung eines EKG, eines Langzeit-EKG, eines Herzultraschalls (Echokardiographie), einer Testung auf Troponin im Blut (das die Schädigung von Herzmuskelzellen anzeigt) und ggf. eines MRTs.
Laut einer kanadischen Studie (mit geringen Fallzahlen) verläuft die Impfmyokarditis milder als eine Myokarditis durch Covid-19-Infektion und ebenso milder als eine “normale” Myokarditis ohne Zusammenhang mit Covid-19 oder Covid-19-Impfung. Auch im MRT zeigte sich bei der Impfmyokarditis eine geringere Reduzierung der Auswurfleistung der Herzkammer und ein weniger deutlich ausgeprägtes LGE im MRT.
Der bei den meisten Patienten erhöhte Troponinwert war schnell wieder rückläufig.
> s.a. Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 17.02.2022

Diagnostische Hinweise auf eine Myokarditis
– ein Anstieg der Herzenzyme im Labor (Serumkreatinkinase CK, CK-MB, Troponin cTnI/cTnT mit Werten um 160 ng/l)
– ST- oder T-Wellenveränderungen im EKG
– Entzündungszeichen in der Endomyokardbiopsie
– Entzündungszeichen im Blut (CRP um die 30 mg/l, BSG)
– abnorme Befunde in der Echokardiografie
– abnorme Befunde im MRT: subepikardiales late gadolinium enhancement (in 85% Late Gadolinium Enhancement, späte Kontrastmittelanreicherung)
– Verringerung der LVEF (Auswurfleistung der linken Herzkammer) <35% nur in 1%, in 85% war die LVEF normal

Diagnose einer Perikarditis (mindestens 2 der folgenden Kriterien)
– perikardiale Brustschmerzen, Druckgefühl
– Schmerzen beim Atmen
– beim Abhören (Auskultation) perikardiales Reiben
– EKG-Veränderungen
– perikardialer Erguss (im Echo/MRT)

Wie wird die Myokarditis behandelt?
Es gelten die üblichen therapeutischen (medikamentösen) Maßnahmen für Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche (z.B. Betablocker, ACE-Hemmer u.a.). Außerdem werden Entzündungshemmer gegeben. Außerdem ist eine wochenlange körperliche Schonung notwendig.

Was ist zu tun, wenn nach einer Impfung eine Myokarditis aufgetreten ist?
Laut STIKO sollte in der Regel auf die Verabreichung weiterer Impfstoffdosen verzichtet werden, wenn nach einer Impfung mit einem mRNA-Impfstoff eine Myo- oder Perikarditis aufgetreten ist. Eine erneute Impfung mit einem mRNA-Impfstoff oder ei­nem anderen COVID-19-Impfstoff kann im Einzelfall erwogen werden, wenn ein hohes individuelles Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf bzw. ein hohes individuelles Infektionsrisiko vorliegt.


Weitere Verdachtsfälle

Verein­zelt Fälle von Erythema multiforme, Glomerulonephritis und nephrotischem Syndrom wurden gemeldet. Dabei handelt es sich noch um mutmaßliche Nebenwirkungen, von denen noch nicht gesichert ist, ob sie durch das Vakzin hervorgerufen wurden.
Ende Juni 2021 trat der erste Bericht einer VITT (vakzininduzierte Immunthrombzytopenie) nach Moderna-Impfung und auch Biontech-Impfung auf, die sonst nur von den Vektorimpfstoffen bekannt war (siehe dort). Die Zahlen sind aber nur so gering erhöht, dass es sich nur um einen Verdachtsfall und keine gesicherte Nebenwirkung handelt.
Bei Frauen können heftige, verlängerte und verstärkte Menstruationsblutungen auftreten. Diese sind jedoch meist vorübergehend und nicht schwer­wie­gend (s.a. Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 31.10.2022).
Insgesamt ist eher davon auszugehen, dass mRNA-Impfstoffe keine venösen Thrombosen verursachen, und arterielle Thrombosen (die für Herzinfarkte und Schlaganfälle verantwortlich sind) nur als Verdachtsfall und nicht gesichert. Sie sind also bei thrombosegefährdeten PatientInnen besser geeignet als Vektorimpfstoffe.

 

Besondere Nebenwirkungen von Vektorimpfstoffen (AstraZenaca, Janssen)

Nebenwirkung Hirn-/Sinusvenenthrombose und andere Thrombosen

Nach Impfungen mit AstraZeneca tritt in sehr seltenen Fällen bei ca. 0,001% der Geimpften (Meldung bis Mitte April 0,2 – 2,2 auf 100.000 Impfdosen) eine schwerwiegende Nebenwirkung, nämlich eine Sinusvenenthrombose (Thrombose in den Hirnvenen), innerhalb von 4 Tagen bis 3 Wochen  nach der Impfung auf, in Deutschland bisher nur nach der ersten Dosis. Die Thrombosen treten auch an anderen Orten auf, so in Portal-, Leber- oder Mesenterialvenen oder sie manifestieren sich in tiefen Beinvenenthrombosen, Lungenembolien und akuten arteriellen Thrombosen (letztere können Schlaganfälle auslösen). Ähnliche Probleme sind beim Impfstoff von Johnson&Johnson aufgetreten, daher vermutet man einen Zusammenhang mit der Art des Impfstoffes (vektorbasiert). Da diese Fälle vorwiegend bei jüngeren Personen – insbesondere Frauen unter 60 Jahren – aufgetreten sind, empfiehlt die STIKO und auch das Bundesgesundheitsministerium derzeit (Stand: 14.04.2021) die Impfung mit AstraZeneca nur noch für Personen ab 60 Jahren. Was mit Risikopatienten unter 60 passiert, die bereits die erste Impfung erhalten haben, ist noch nicht geklärt. Derzeit wird in Deutschland empfohlen, die Zweitimpfung mit Comirnaty® (Biontech) nach 12 Wochen durchführen zu lassen.
Trotzdem können sich auch Jüngere, wenn Sie es wollen, nach ausführlicher Aufklärung mit AstraZeneca impfen lassen, da die Gesundheitsrisiken durch COVID-19 schwerwiegend sein können, und die Vorteile des Impfstoffs die Risiken von Nebenwirkungen überwiegen, zumal auch durch eine Covid-19-Infektion Sinusvenenthrombosen auftreten können.

Wahrscheinlich ist die seltene Thromboseform analog zur bereits bekannten HIT (heparin-induzierte Thrombopenie) verursacht durch eine „vaccine induced immune thrombocytopenia“, auf deutsch impfstoff(vakzin)induzierte  (VITT), auch impfstoffinduzierte prothrombotische Immunthrombozytopenie (VIPIT) oder “Thrombose-mit-Thrombozytopenie Syndroms (TTS)” mit einer gleichzeitigen Verringerung der Thrombozyten und Übergerinnbarkeit des Bluts. Diagnostisch finden sich hohe Konzentrationen von Antikörpern gegen Plättchenfaktor 4 (PF4) sowie eine starke Aktivierung von Thrombozyten in entsprechenden Tests. Zur Diagnosesicherung werden ein MRT, eine Magnetresonanzangiographie (Gefäßdarstellung) und Laboruntersuchungen (Fragmentozyten, Gerinnung, INR, aPTT, Fibrinogen, D-Dimere, HIT-Diagnostik) empfohlen.
Möglicherweise hängt das vorwiegende Auftreten bei jüngeren Frauen auch mit der Kombination mit Antibabypille und Rauchen (also zusätzlichen Thromboserisken) zusammen, das sind aber derzeit alles nur Theorien. Laut Paul-Ehrlich-Institut sind diese Zusammenhänge nicht bewiesen, es konnten bisher keine zusätzlichen Risikofaktoren identifiziert werden.
Beim Auftreten dieser Art von Thrombosen helfen zusätzlich zur Blutverdünnung zur Auflösung der Thrombose hochdosierte Immunglobuline an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Bei einer klassischen HIT darf kein Heparin gegeben werden, bei einer VIPIT ist Heparingabe möglich.

Im Beipackzettel des Impfstoffs wird ein Warnhinweis ergänzt, sodass jede Person nach ärztlicher Aufklärung für sich entscheiden kann, ob er oder sie einer Impfung mit AstraZenaca zustimmt.

WICHTIG: Warnhinweise für atypische Thrombosen:
Wenn innerhalb von 4 – 16 Tagen nach der Impfung mit AstraZeneca oder Janssen eines der folgenden Symptome auftritt, soll schnell eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht und auf die Impfung hingewiesen werden:
– Atemnot, Kurzatmigkeit
– Schmerzen in der Brust
– Schwellung, Schmerzen und/oder Kältegefühl in einem Arm oder Bein
– anhaltende Magen- und/oder Bauchschmerzen
– Übelkeit, Erbrechen
– schwere, anhaltende oder sich verschlimmernde Kopfschmerzen (typisch: Beginn nach mehr als 3 Tagen nach Impfung, allmähliche Schmerzzunahme, aber auch akuter Donnerschlagkopfschmerz, der nicht auf Schmerzmittel anspricht; Andauern der Schmerzen über mehr als 3 Tage; Zunahme der Schmerzen durch Bücken oder Valsalva-Manöver = forciertes Ausatmen bei geschlossenem Mund und Nase)
– verschwommenes Sehen, Doppelbilder
– Sprachstörungen
– Sensibilitätsstörungen (kein Gefühl bei Berührung)
– Krampfanfälle, Lähmungen, Bewusstseinsstörung
– anhaltende Blutungen
– mehrere kleine Blutergüsse (Petechien), rötliche oder violette Flecken, punktförmige Hautblutungen oder Blutbläschen unter der Haut außerhalb der Injektionsstelle nach einigen Tagen

Diagnostisch sollte dann die Thrombozytenzahl gemessen und ein ELISA-Test zum Nachweis von Antikörpern gegen PF4/Heparinkomplexe durchgeführt werden. Niedrige Thrombozytenzahlen sind ein Warnhinweis. Wichtig ist, dass bei Patientinnen und Patienten mit Thrombose und normalen Thrombozytenzahlen oder Patientinnen und Patienten mit Thrombozytopenie ohne nachweisbare Thrombose nach Impfung ein frühes Stadium des TTS vorliegen kann. Daher sind wiederholte Untersuchungen auf TTS u.U. erforderlich. Wichtig ist auch, dass Patienten mit Thrombosen auf eine Thrombozytopenie (eine Verringerung der Anzahl der Blutplättchen) untersucht werden und umgekehrt.

Therapiert werden kann die VITT durch die hochdosierte intravenöse Gabe von Immun­globulinen mit dem Ziel, die Thrombozytenaktivierung zu hemmen. Nicht zum Einsatz kommen sollten Thrombozytenkonzentrate und Vitamin-K-Antagonisten. Mittlerweile ist außerdem bekannt, dass ein mehrmaliger Austausch des Blutplasmas bei VITT helfen kann (> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 12.07.2021).

Wie unterscheide ich bei Kopfschmerzen nach Impfung mit einem Vektorimpfstoff, ob eine Sinusvenenthrombose vorliegt?
Die “normalen” Kopfschmerzen nach Impfung sind meist mild und treten in den ersten 2 Tagen nach Impfung auf. Wenn die Kopfschmerzen nach mehr als 3 Tagen auftreten, schlimmer werden, nicht auf Schmerzmittel ansprechen und wenn zusätzliche Symptome (s.o.) auftreten, ist das verdächtig und sollte unbedingt abgeklärt werden. Mehr dazu im Bayerischen Ärzteblatt vom 05.05.2021.


Guillain-Barré-Syndrom (GBS)

Die Untersuchungen zu der potentiellen Nebenwirkung eines GBS sind widersprüchlich. Impfungen mit den Vektorimpfstoffen von AstraZeneca (laut Paul-Ehrlich-Institut PEI, Sicherheitsbericht vom 15.07.2021) und Johnson&Johnson (laut US-Arzneimittelbehörde FDA) ein Guillain-Barré-Syndrom auslösen (> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 13.07.2021). Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) widerspricht dem Warnhinweis der US-Arznei­mittelbehörde FDA: die genannten Zahlen seien nicht besorgniserregend, ein kausaler Zusammenhang sei nicht belegt (> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 14.07.2021). Bis zum 30. Juni 2021 wurden dem PEI 51 Fälle eines GBS und 3 Fälle eines Miller-Fisher-Syndrom (MFS) – einer seltenen Variante des GBS – nach Impfung mit Vaxzevria® gemeldet. Die Erstsymptome traten im Mittel 14 Tage nach der Impfung bei Frauen wie Männern jeden Alters auf. Daher wurde nun ein ent­spre­chender Warnhinweis in die Produktinformation aufgenommen (> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 16.07.2021).
Die seltene neurologische Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Umhüllungen (Myelinscheiden) der peripheren Nerven angreift, führt zu Muskelschwäche und manchmal zu Lähmun­gen, die sehr selten tödlich enden können. Sie kann auch nach anderen Impfungen (z.B. gegen Grippe oder Gürtelrose) auftreten. In den USA lag die Häufigkeit bei Johnson&Johnson bei 100 Verdachtsfällen auf 12,5 Millionen Impfdosen und damit ca. 3-5mal häufiger als zu erwarten. Die meisten Patienten erholen sich allerdings vollständig von der Erkran­kung.
Die Symptome treten bei den meisten betroffenen Patienten (vor allem Männern über 50) innerhalb von 22-42 Tagen nach der Im­pfung auf.

Warnsymptome
– Schwächegefühl, v.a. in Beinen und Armen
– Kribbelgefühl bzw. Gefühlsstörung, v.a. in Beinen und Armen
– Verschlimmerung und Ausbreitung dieser Symptome auf andere Bereiche des Körpers
– Schwierigkeiten beim Gehen
– Probleme mit Gesichtsbewegungen, Gesichtslähmungen
– Schwierigkeiten beim Sprechen, Kauen oder Schlucken
– Doppeltsehen
– Unfähigkeit, die Augen zu be­we­gen
– Inkontinenz (reduzierte Blasen- und Darmkontrolle)
– Lähmungserscheinungen
Bei diesen Symptomen sollte unverzüglich ein Arzt kontaktiert werden. Behandelt werden kann das Syndrom mit Cortison oder Immunglobulinen.

Wer in der Vergangenheit bereits ein GBS nach Impfung entwickelt hat, sollte keinen Vektorimpfstoff erhalten.


Transverse Myelitis

Diese sehr seltene Nebenwirkung, beschrieben erstmals im Januar 2022, kann in jedem Lebensalter auftreten und ist eine vermutlich immunvermittelten Entzündung des Rückenmarks (Myelitis), bei der es querschnittförmig (transvers) unterhalb der Entzündungsherde zu Ausfällen kommt. Die Entzündungen sind in der Regel reversibel, allerdings können später erneut Erkrankungsschübe auftreten. Oft tritt die Myeleitis im Rahmen einer Autoimmunerkrankung wie z.B. Multipler Sklerose auf. Aber auch Infektionen (z.B. vereinzelt beschrieben auch nach einer Covid-Infektion) und Impfungen gelten als Trigger. Im Falle der Vektorimpfstoffe vermutet man die als Vektoren verwendeten Adenoviren als Auslöser.
Zahlenmäßig sind die Fälle äußerst gering: bis Januar 2022 wurden weltweit bei beiden Vektorimpfstoffen (AstraZeneca uns Janssen) zusammen 38 Fälle gemeldet.
Warnsymptome:
– Schmerzen
– Gefühlsstörungen
– Schwäche in den Beinen und/oder in den Armen
– Blasen- und Darmstörungen
S.a. Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 07.01.2022

 

Besondere Nebenwirkungen von Nuvaxovid

Für detaillierte Auswertungen von Nebenwirkungen von Nuvaxovid sind in Deutschland noch nicht genügend Dosen verimpft worden. Bis Ende März 2022 wurden nur wenige Fälle von Dyspnoe (Melderate 20 pro 100.000 Impfungen), Arrhythmie (Melderate 22 pro 100.000) und Prä-Synkope (Melderate 3 pro 100.000) gemeldet. Todesfälle wurden bisher nicht berichtet (s.a. Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 04.05.2022).
Am 08.06.2022 tauchten Berichte auf, dass Novavax möglicherweise ein erhöhtes Myokarditis- und Perikarditisrisiko aufweist. Dieses könnte sogar noch etwas höher sein als das von mRNA-Impfstoffen (s.a. Artikel in der Pharmazeutischen Zeitung vom 08.06.2022). Wie bei diesen betrifft diese Nebenwirkung vor allem junge Männer innerhalb von 2 Wochen nach Impfung. In den vorausgegangenen Studien wurde diese Nebenwirkung nicht beschrieben. Das Paul-Ehrlich-Institut sieht in seinem Sicherheitsbericht kein erhöhtes Risikosignal (s.a. Bericht des PEI vom Juni 2022).

 

Nebenwirkungen bei Impfstoffwechsel

Die Zwischenauswertung einer neuen Studie im Lancet ergab, dass bei einem Wechsel des Impfstoffs (egal ob von AstraZeneca auf Biontech oder umgekehrt) ein deutlicher Anstieg von allgemeinen Nebenwirkungen nach der zweiten Impfdosis auftrat. In der Gruppe mit Vaxzevria-Erstimpfung und Comirnaty-Zweitimpfung berichteten zum Beispiel 34 % der Impflinge von Fieberhaft­igkeit. In der Gruppe mit 2 Dosen Vaxzevria waren es 10 %. Die umgekehrte Impfreihenfolge lieferte ähnliche Ergebnisse: Wurde mit Comirnaty erstgeimpft und mit Vaxzevria geboostert, trat bei 41 % der Impfstoffempfänger Fieberhaftigkeit auf, verglichen mit 21 % bei denjenigen, die 2 Dosen Comirnaty erhalten hatten. In beiden Fällen war das Risiko für das Auftreten von Fieberhaftigkeit somit um mehr als 20 % höher als bei homologer Impfung. Vergleichbare Anstiege wurden den Autoren zufolge bei Schüttelfrost, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, allgemeinem Unwohlsein und Muskelschmerzen beobachtet. Die vermehrten Nebenwirkungen waren aber vorübergehend, nach 48 Stunden in der Regel überstanden und führten nicht zu mehr Krankenhausaufenthalten. Die Einnahme von Paracetamol kann die Nebenwirk­ungen der Impfung lindern. Dies sollte aber nicht vorsorglich eingenommen werden.

 

Impfempfehlung

Wir können die Impfung gegen Covid-19 allen ARVC-PatientInnen nur empfehlen, auch wenn wir Verständnis haben für Menschen, die wegen der schnellen Zulassung der Impfstoffe Bedenken haben. Jeder muss und darf für sich selbst entscheiden, ob er sich impfen lässt oder nicht. Die Risiken eines schweren Verlaufs und von Langzeitfolgen einer Covid-19-Infektion gilt es individuell abzuwägen gegen akute und langfristige Impfnebenwirkungen – zu beidem gibt es für ACM-/ARVC-Patienten praktisch keine verlässlichen Daten. Allerdings gibt es wohl keinen Impfstoff, zu dem nach so kurzer Zeit so viele Daten gesammelt und ausgewertet wurden. Ja, es gibt Nebenwirkungen der Impfung – trotzdem ist in jedem Fall die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken oder an Covid-19 zu sterben ungleich viel höher als die Wahrscheinlichkeit, eine schwere Impfreaktion zu erleiden oder an einer Impfreaktion zu sterben. Deshalb sind wir der Meinung, dass eine Impfung unbedingt anzuraten ist, um sich selbst als ARVC-PatientIn zu schützen, aber auch, um das Pandemiegeschehen einzudämmen.
Auch die Deutsche Herzstiftung ruft eindeutig zur Impfung auf: “Angesichts der Gefährlichkeit von COVID-19, was Todesfälle und langfristige Schäden betrifft, ergibt sich nur eine vernünftige Konsequenz: den Empfehlungen der ständigen Impfkommission zu folgen und sich impfen zu lassen.”
> Infos zu Covid-19 der Deutschen Herzstiftung

 

Immunität nach der Impfung

Wie lange die Immunität nach einer Impfung andauert, ist unterschiedlich, da die Immunitätsreaktionen sehr individuell sind. Leider hat sich die anfangs gute Immunität gegen die Ursprungsform des Coronavirus durch die folgenden Mutationen erheblich abgeschwächt. Schon durch Delta ergab sich ein Wirksamkeitsverlust, gegen Omikron ist die Wirkung sogar 25mal schwächer als in den Zulassungsstudien. Bei Omikron ist ein Schutz 6 Monate nach der 1. Dosis nur noch bei 20% der geimpften vorhanden, nach der 2. Impfung (den ersten Booster) nur bei 30% der zweifach Geimpften. Diese Abschwächung der Wirksamkeit kann allerdings durch eine dritte Impfung (sogenannter Booster) wieder eine zeitlang ausgeglichen werden. Aber selbst wenn in Zukunft ein bis zweimal im Jahr die Impfung aufgefrischt werden müsste: das geschieht ja bereits bei der Grippe und hat sich dort wegen der ständigen Mutationen des Influenzavirus bewährt.

s.a. Originalartikel in JAMA vom 03.05.2023

 

Durchbruchsinfektionen – Ansteckung und Übertragung trotz Impfung?

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person trotz vollständiger Impfung (also 15 Tage nach der letzten Impfdosis) mit SARS-CoV-2 infiziert und PCR-positiv wird, ist leider von Mutation zu Mutation gestiegen. Omikron macht ca. 70% der Impfdurchbrüche aus, Delta ca. 25%. Andererseits verliefen bei Delta ca. 15% der Impfdurchbrüche schwer und ca. 2,5% tödlich, bei Omikron verliefen nur ca. 6,5% schwer und weniger als 1% tödlich. Das heißt, dass die Imfung bei Omikron zwar nicht sehr gut vor einer Infektion schützt, aber sehr gut vor einem schweren Verlauf und dem Tod duch die Infektion. Die Mehrzahl der Impfdurchbrüche hat also einen milden oder asymptomatischen Verlauf.
In einer amerikanischen Studie wurden Impfdurchbrüche genauer untersucht: ca. 110.000 Patienten identifiziert (Durchschnittsalter 60,8 Jahre), infizierten sich zwischen Dezember 2020 und Februar 2022 trotz Impfung mit Sars-CoV-2. Davon erkrankten 9,6 Prozent schwer und mussten stationär behandelt werden. Ca. 1,4 Prozent starben bei dem Impfdurchbruch.
Der wichtigste Faktor für einen schweren Verlauf ist das Alter: Ab 50 Jahren stieg das Risiko auf schwere Verläufe alle fünf Lebensjahre um den Faktor 1,5. Personen über 80 Jahren hatten im Vergleich mit den 45- bis 50-Jährigen ein fast 17-fach erhöhtes Risiko. Vorerkrankungen, Organschäden, Krebs oder die Einnahme von immunschwächenden Medikamenten verdoppelte das Risiko schwerer Verläufe.
> s.a. engl. Originalartikel vom 20.10.2022

Die Rate an Long-Covid-Fällen nach Impfdurchbruch ist nur halb so hoch.
Es gibt Hinweise, dass Menschen mit Durchbruchsinfektionen durch eine geringere Viruslast nicht so infektiös sind. Auch die Dauer der Ansteckungsfähigkeit ist wohl verkürzt und hält nur 3 statt 7 Tage bei Ungeimpften an. Im eigenen Haushalt reduziert sich das Risiko, eine Infektion weiterzugeben:  eine ungeimpfte infizierte Person steckt im Schnitt 38% der Mitbewohner an, eine geimpfte nur 25%.

Ursachen für Durchbruchsinfektionen können eine nachlassende Wirkung der Impfung, die Erhöhung der Infektiosität des Virus durch Mutanten oder ein geschwächtes Immunsystem beim Geimpften sein, was vor allem bei betagten Menschen der Fall ist. Deswegen wird für eine  Auffrischimpfung 6 Monate nach der 2. Impfdosis empfohlen.

 

Mehr Informationen zur Impfung finden Sie hier:

> Q&A-Session ARVC und Covid-19 / Impfung (27.02.2021)

STIKO-App der Ständigen Impfkommission (Download in den App-Stores)

> Informationen des Paul-Ehrlich-Instituts zu Impstoffen (DE) incl. Sicherheitsberichten zu den Impfstoffen

> Covid-19 Resources von Eurordis mit detailliertem Wissensstand zu den Impfstoffen mit
Monthly update: Research & development of treatments and vaccines for COVID-19

Eine Stellungnahme des deutschen Ethikrats zum Thema “Besondere Regeln für Geimpfte?” finden Sie hier.


Andere Impfungen

Herzpatienten wird (unabhängig von Covid-19) eine Impfung gegen
Influenza (Grippe) einmal jährlich
Pneumokokken alle 6 Jahre
empfohlen. Die Impfung gegen Grippe und eine Covid-Impfung können gleichzeitig gegeben werden, allerdings möglichst in zwei verschiedene Arme. Gleiches gilt für Pneumokokken und Covid.

Bitte denken Sie unbedingt daran, sich nicht nur gegen Covid-19, sondern auch gegen Grippe jeweils mit dem saisonalen Impfstoff immunisieren zu lassen! Das gilt besonders auch für Schwangere.

Für historisch Interessierte 🙂

Impfpriorisierung des Bundesgesundheitsministeriums bzw. der STIKO

Stand Juli 2021

Mittlerweile sind praktisch überall die Priorisierungen aufgehoben und jeder, der älter als 15 Jahre ist, kann sich impfen lassen. Die Impfung schützt nicht nur einen selbst, sondern durch die zunehmende Herdenimmunität auch die Umgebung. Da sie auch das Risiko der Entwicklung neuer Mutationen verhindert, ist sie daher mittlerweile angesichts der um sich greifenden Impfmüdigkeit zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe geworden.

Stand 07.06.2021

Mit Wirkung zum 07.06.2021 ist die Priorisierung aufgehoben, wird aber in einigen Bundesländern zumindest in den Impfzentren noch aufrechterhalten, da die PatientInnen der Priorisierungsgruppe 3 noch nicht vollständig durchgeimpft sind.

Stand 01.04.2021

Die STIKO (Ständige Impfkommission) hat eine Priorisierung in sechs Gruppen vorgeschlagen, die allerdings in der Impfverordnung, in der die Reihenfolge der Impfungen festgelegt wird, nicht berücksichtigt wurde. Leider ist das auch auf der Seite des Robert-Koch-Instituts nicht ganz klar beschrieben. Also: STIKO hat 6 Gruppen (5 Priorisierungsgruppen und alle anderen, die nicht darunter fallen) – in der Impfverordnung sind es nur 4 Gruppen (3 Priorisierungsgruppen und alle anderen, die nicht darunter fallen). Relevant für uns ist die Impfverordnung und nicht die STIKO-Empfehlung.

ARVC-Patienten unter 60 Jahre fallen nach derzeitigem Stand in die dritte Kategorie “erhöhte Priorität” (Stichwort: “Arrhythmie” und/oder “Herzinsuffizienz”). Dazu benötigt man ein Attest vom behandelnden Arzt. In diesem muss formlos bestätigt werden, dass beim Patient XY “eine Erkrankung im Sinne von §4 Ziffer 2 der Impfverordnung“ vorliegt (erhöhtes Arrhythmierisiko aufgrund von ARVC). Die Ausstellung kostet laut Impfverordnung pauschal € 5. Möglicherweise langt aber einfach das Mitbringen des letzten Arztbriefs, den in der Diagnose ARVC ist das Wort arrhythmogen (“Arrhythmie”) ja bereits enthalten. Mit dem ärztlichen Attest ist man aber auf der sicheren Seite.
> Bundesanzeiger zur Impfpriorisierung-§4 (01.04.2021)

Eine Ausnahme sind die Herztransplantierten, die in die zweite Kategorie “hohe Priorität” fallen. Und natürlich alle, die aufgrund Alter, Beruf, zusätzlichen Erkrankungen oder Kontaktstatus (z.B. zu Schwangeren, als pflegender Angehöriger – dies aber nur, wenn eine Pflegestufe anerkannt ist) einer höheren Kategorie zuzuordnen sind.
Nachdem momentan die meisten der Impfwilligen in Kategorie 1 durchgeimpft sind, werden derzeit die Menschen, die in Kategorie 2 fallen (also die über 70-Jährigen etc.), durchgeimpft.
Neu in der Impfverordnung vom 1. April 2021 ist allerdings, dass in diese Kategorie nun auch alle gesunden Menschen mit hohem Kontaktrisiko fallen, also ÄrztInnen, ErzieherInnen, GrundschullehrerInnen, PolizistInnen u.a., dadurch rutschen allerdings die Menschen mit chronischer Erkrankung in der Priorisierung immer weiter nach hinten.
Allerdings sind im Bereich der seltenen Erkrankungen seit der Impfverordnung vom 10. März 2021 Einzelfallentscheidungen möglich. Wenn Ihr Arzt Ihnen per Attest bestätigt, dass Sie nicht nur ein “erhöhtes”, sondern ein “sehr hohes Risiko” für einen schweren Verlauf haben, dann können Sie in die 2. Kategorie hochgestuft werden. Das könnte z.B. der Fall sein, wenn Sie besonders arrhythmieanfällig sind. Einzelheiten müssen Sie im Gespräch mit dem behandelnden Arzt klären. In dem Attest muss formlos bestätigt werden, dass beim Patient XY “eine Erkrankung im Sinne von §3 Ziffer 2 der Impfverordnung“ vorliegt (sehr hohes oder hohes Risiko aufgrund von ARVC). Die Ausstellung kostet laut Impfverordnung pauschal € 5.
Wir haben mittlerweile einige Mitglieder, die aufgrund eines solchen Attests geimpft wurden, obwohl sie deutlich jünger als 60 Jahre sind.
> Bundesanzeiger zur Impfpriorisierung-§3 (01.04.2021)

Unser Tipp für den Impftermin:
– Grundsätzlich fällt jeder ARVC-Patient in Priorisierungsgruppe 3 („erhöhtes Risiko“) wegen der Arrhythmie
– Melden Sie sich an verschiedenen Stellen (zentrale Impfzentren, Hausarzt, Härtefallstelle) an
Einzelfallentscheidung: sprechen Sie Ihren Arzt an, ob er Ihnen ein Attest ausstellt, dass Sie in die Priorisierungsgruppe 2 mit hohem und sehr hohem Risiko fallen. Einzelheiten müssen Sie im Gespräch mit dem behandelnden Arzt klären. In dem Attest muss formlos bestätigt werden, dass beim Patient XY “eine Erkrankung im Sinne von §3 Ziffer 2 der Impfverordnung“ vorliegt (sehr hohes oder hohes Risiko aufgrund von ARVC). Die Ausstellung kostet laut Impfverordnung pauschal € 5. Erwähnen Sie ruhig, dass viele andere ARVC-Patienten solch ein Attest von ihrem Arzt/ihrer Ärztin bekommen haben. Wir haben mittlerweile viele Mitglieder, die aufgrund eines solchen Attests geimpft wurden, obwohl sie deutlich jünger als 60 Jahre sind.
Härtefallstelle: Antrag auf Härtefallentscheidung mit Einstufung in 2 (s.o.)! Bei einem Mitglied, das Mutationsträgerin ohne Symptome ist, war mit der Einreichung von Attest für Gruppe 3 (das übrigens jeder ARVC-Patient bekommen muss!), Gendiagnostik-Bericht und einer kurzen Beschreibung der Lebenssituation, der Antrag erfolgreich
– Lassen Sie sich bei Ihrem Hausarzt auf die Liste setzen oder suchen Sie sich einen neuen Hausarzt, der bereit ist, das zu tun
– Lassen Sie sich auf kurzfristige Einspring-Listen im Impfzentrum oder beim Hausarzt setzen für kurzfristige Ausfälle oder übriggebliebene Dosen
– Wenn Sie unter 60 Jahre alt sind, geben Sie an, dass Sie auch einen Impfstoff von AstraZeneca oder Johnson&Johnson akzeptieren – für diese ist die Priorisierung aufgehoben
– Versuchen Sie es auf der Website von Sofort-Impfen , dort werden freie Impftermine gesammelt

Mehr Artikel zum Thema:
> Auflistung von Artikeln und Empfehlungen zu Covid-19
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 29.01.2021 “Formlose Bescheinigung beim Impfattest ausreichend”
> Praxisnachrichten der kassenärztlichen Bundesvereinigung KBV vom 19.01.2021
> FAQ des Bundesgesundheitsministeriums: Frage “Wer wird zuerst geimpft?”
> Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 18.12.2020
> Vorläufige STIKO-Empfehlungen zur Impfpriorisierung (Stand 07.12.2020)
> Unsere Stellungnahme zum Risiko einer Covid-19-Infektion für ARVC-Patienten vom 23.11.2020

Wer ungefähr wissen möchte, wann er dran ist mit Impfen, kann sich die Zeitspanne im Internet von einem der verfügbaren “Impstoffrechner” berechnen lassen. Abhängig ist das aber natürlich von der Lieferung der Impfstoffe, lokalen Kapazitäten beim Impfen und der Impfbereitschaft in der Bevölkerung. ARVC-Patienten fallen bei der Angabe von Risiken in die Kategorie “Arrhythmie” und damit Priorisierungsgruppe 3.