Medikamente bei ARVC

Medikamente bei ARVC

Letzte Aktualisierung: 26.11.2022

Im Verlauf der Erkrankung kann es sinnvoll und notwendig werden, dauerhaft eines oder mehrere Medikamente einzunehmen. Das ist für viele, insbesondere junge und zuvor “kerngesunde” Menschen, ein sehr gewöhnungsbedürftiger Gedanke. Muss das sein? Bringt das wirklich etwas? Wird mein Körper dadurch geschädigt? Bekommen andere Patienten das gleiche Medikament, oder bin ich ein Ausnahmefall?

Was die einzelnen Medikamente im Körper bewirken – und welche es überhaupt gibt, erfahren Sie hier:
> Antiarrhythmika
> Medikamente bei Herzinsuffizienz
> Antikoagulantien

Wenn Sie wissen möchten, in welchen Fällen welches Medikament zum Einsatz kommt, lesen Sie hier weiter:
> Behandlungsstrategien


Was kann man mit Medikamenten erreichen?

Eine ARVC/ ACM kann aktuell noch nicht ursächlich geheilt werden. Ziele einer guten medikamentösen Einstellung sind:

– Kontrolle von Arrhythmien (Herzrhythmusstörungen)
– Entlastung des Herzens
– Verzögerung des Gewebeumbaus
– Therapie einer bestehenden Herzinsuffizienz (Herzschwäche)

 


Antiarrhythmika

Antiarrythmika sind Medikamente, die den Herzrhythmus beeinflussen. Man möchte damit einerseits bewirken, dass insgesamt weniger Herzrhythmusstörungen auftreten, aber auch, dass diese weniger komplex und gefährlich sind. Bei Trägern eines implantierten Defibrillators (ICD) ist ein außerdem wichtiges Ziel, Schocks zu vermeiden. In beiden Fällen wird die Lebensqualität dadurch oft spürbar verbessert.

Wie wirken Betablocker?

Betablocker blockieren sogenannte Betarezeptoren am Herzen.  Sie schützen dadurch das Herz vor zu hohen Herzfrequenzen und dem Einfluss von Hormonen wie Adrenalin und Noradrenalin, die bei körperlicher und/oder psychischer Belastung ausgeschüttet werden. Das Herz wird dadurch wie “in Watte gepackt”. Durch eine niedrigere Herzfrequenz sinkt der Sauerstoffbedarf, das Herz arbeitet ökonomischer und das Risiko für schnelle Herzrhythmusstörungen sinkt.

Welcher Betablocker wirkt bei ARVC am besten?

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Betablocker. In der Regel sind sie erkennbar an der Endung “-olol”. Sie unterscheiden sich teils in ihrer Wirkung und ihren Nebenwirkungen. Sehr gängig sind z.B. Bisoprolol und Metoprolol, aber auch die beiden gefäßerweiternden Vertreter Carvedilol und Nebivolol sind in manchen Fällen gut geeignet. “Den besten” Betablocker bei ARVC gibt es (aktuell) allerdings nicht. Die Auswahl richtet sich nach der individuellen Verträglichkeit und hängt von weiteren Begleiterkrankungen ab (z.B. Diabetes, Atemwegserkrankungen, Durchblutungsstörungen etc.). Gründe für einen Wechsel auf ein anderes Präparat können außerdem ein schlechtes Ansprechen oder Nebenwirkungen sein.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Nebenwirkungen sind zu Beginn der Therapie häufiger und lassen meist nach einigen Wochen nach. Häufig treten Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, ein niedriger Blutdruck, niedrige Herzfrequenz, gastrointestinale Beschwerden (z.B. Übelkeit, Durchfall) sowie kalte Hände und Füße auf. Wichtig ist eine langsame Steigerung der Dosis, besonders bei Patienten mit Herzinsuffizienz – und ebenso ein langsames Ausschleichen beim Absetzen des Medikaments. Der Körper muss sich an die neue Situation gewöhnen. Bei abruptem Absetzen können verstärkte Arrhythmien auftreten (das gilt je nach Präparat und Empfindlichkeit auch für ein “Vergessen” der gewohnten Dosis).

Wie wirkt Sotalol?

Sotalol gehört zur Gruppe der Betablocker, nimmt aber unter diesen eine Sonderstellung ein. Es blockiert ab einer bestimmten Dosierung – zusätzlich zu den Betarezeptoren – auch Kaliumkanäle im Herzen, was dazu führt, dass die Herzmuskelzelle weniger oft in Folge erregbar ist. U.a. dadurch hat es stärkere antiarrhythmische Eigenschaften.

Was ist bei der Behandlung zu beachten? Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Sotalol verlangsamt den Herzschlag (Bradykardie). Um zu verhindern, dass der Puls zu stark abfällt, wird in manchen Fällen ein evtl. vorhandener Schrittmacher entsprechend programmiert.
Sotalol kann selbst gefährliche Rhythmusstörungen hervorrufen, sogenannte Torsade-de-Pointes-Arrhythmien (TdP). Das Risiko hierfür steigt mit zunehmender Dosis. Begünstigende Faktoren sind eine stark verlängerte QT-Zeit, ein zu langsamer Herzschlag und zu niedrige Kalium- bzw. Magnesiumspiegel.
Aus diesem Grund wird die Therapie, v.a. zu Beginn und bei Dosissteigerung, durch regelmäßige EKG-Kontrollen überwacht oder unter stationären Bedingungen im Krankenhaus initiiert. Weitere Nebenwirkungen entsprechen in etwa denen anderer Betablocker.

Was kann ich selbst zu einer gelingenden Therapie beitragen?

Sotalol sollte mindestens 1h vor den Mahlzeiten eingenommen werden, um optimal wirken zu können. Das wird bei Verordnung nicht immer kommunziert, kann aber spürbare Auswirkungen haben. Hier gibt es hilfreiche Tipps, wie die Einnahme nicht in Vergessenheit gerät.

Um Nebenwirkungen zu vermeiden, sollte besonders auf einen ausgeglichenen Magnesium- und Kaliumhaushalt geachtet werden.

Informieren Sie unbedingt Ärzte und Apotheker darüber, dass Sie dieses Medikament einnehmen, v.a., wenn weitere Medikamente verordnet werden sollen. Das gilt auch für den privaten Einkauf in der Apotheke. Fragen Sie im Zweifelsfall konkret nach, ob das neu verordnete/ gekaufte Medikament Einfluss auf die QT-Zeit hat und sich mit Sotalol verträgt.

Wie wirkt Amiodaron?

Amiodaron wirkt durch unterschiedliche Mechanismen im Körper. Es blockiert verschiedene Ionenkanäle (Natrium-, Kalium-, Calciumkanäle) sowie Alpha- und Betarezeptoren. Es wirkt sehr gut gegen Herzrhythmusstörungen – oftmals sogar dann, wenn andere Antiarrhrythmika nicht (mehr) helfen.
Amiodaron beeinträchtigt die Pumpfunktion des Herzens nicht und ist daher auch bei schwerer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) geeignet.
Eine Besonderheit des Arzneistoffs ist die ausgeprägte Einlagerung in verschiedene Körpergewebe. Folge ist eine sehr lange anhaltende Wirkung, die von Person zu Person unterschiedlich ausfällt. Zu Beginn ist eine Aufsättigungsphase notwendig, bis ein Zustand erreicht ist, in dem sich der Wirkstoff genügend angereichert hat und ein gleichbleibender Wirkspiegel gehalten werden kann.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Amiodaron hat vielfältige Wirkungen auf verschiedene Organsysteme (u.a. Schilddrüse, Lunge, Leber, Muskulatur, Augen, Haut) und kann diese auch weitreichend schädigen. Eine engmaschige Überwachung, z.B. der Lungenfunktion, augenärztliche Untersuchungen und regelmäßige Laborkontrollen sind deshalb erforderlich. Gelegentlich löst Amiodaron auch selbst Arrhythmien aus, z.B. durch eine QT-Zeit-Verlängerung bedingt. Trotz der vielfältigen, möglichen Nebenwirkungen überwiegt der Nutzen meist eindeutig, wenn das Medikament verschrieben wird.

Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten?

Amiodaron hat ein großes Wechselwirkungspotenzial. Es kann den Abbau einiger anderer Medikamente behindern. Ebenso können andere Medikamente und auch Nahrungsmittel (z.B. Grapefruitsaft) den Abbau von Amiodaron verzögern.

Vorsicht ist auch geboten, wenn weitere Medikamente verordnet werden sollen, die ebenfalls die QT-Zeit verlängern. Das gilt auch für den privaten Einkauf in der Apotheke. Fragen Sie im Zweifelsfall konkret nach, ob das neu verordnete/ gekaufte Medikament Einfluss auf die QT-Zeit hat und sich mit Amiodaron verträgt.

Was sollte ich noch beachten?

Amiodaron erhöht die Empfindlichkeit der Haut gegenüber der Sonne. Im Sommer sollte auf einen guten Sonnenschutz (Kopfbedeckung, Kleidung, Sonnenschutz-Präparate) geachtet, direkte Sonneneinstrahlung – wo möglich – gemieden werden.

Wie wirkt Flecainid?

Flecainid blockiert Natrium-Kanäle und verzögert die Reizweiterleitung im Herzen.
Im Gegensatz zu Amiodaron darf es nicht zum Einsatz kommen, wenn die Herzleistung eingeschränkt ist.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Als Nebenwirkung tritt sehr häufig vorübergehender Schwindel auf. Weiterhin kann es zu Sehstörungen (z.B. verschwommenes Sehen, Doppelbilder), Hypotonie, Bradykardie und Überleitungsstörungen kommen.
Flecainid kann selbst Arrhythmien auslösen und die QT-Zeit verlängern. Zu Beginn und bei Dosiserhöhung sollten deshalb engmaschige EKG-Kontrollen und eine Überwachung des Plasmaspiegels erfolgen. Der Elektrolythaushalt (Magnesium, Kalium) sollte ausgeglichen sein, um Nebenwirkungen zu vermeiden.

Was kann ich selbst zu einer gelingenden Therapie beitragen?

Die Einnahmeempfehlungen (ob vor oder nach dem Essen) unterscheiden sich bei verschiedenen Herstellern. Da eine Verminderung der Aufnahme durch Milchprodukte angenommen wird, ist es sinnvoll, die Tabletten ca. 1h vor oder 2h nach dem Essen einzunehmen, um eine konstante Wirkung zu erreichen.

Um Nebenwirkungen (Proarrhythmie) zu vermeiden, sollte der Magnesium- und Kaliumhaushalt ausgeglichen sein.

Informieren Sie unbedingt Ärzte und Apotheker darüber, dass Sie dieses Medikament einnehmen, v.a., wenn weitere Medikamente verordnet werden sollen. Das gilt auch für den privaten Einkauf in der Apotheke. Fragen Sie im Zweifelsfall auch konkret nach, ob das neu verordnete/ gekaufte Medikament Einfluss auf die QT-Zeit hat und sich mit Flecainid verträgt.

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Einen Vortrag zum Thema Antiarrhythmika hielt Prof. Dr. med. Joachim Weil aus Lübeck am 21.10.2021 für uns.


Medikamente bei Herzinsuffizienz

Wenn die Pumpkraft des Herzens nachlässt, werden Organe schlechter mit Sauerstoff versorgt. Der Körper ergreift daraufhin verschiedene Maßnahmen, um die Versorgung trotzdem aufrecht zu erhalten. Diese “Lösungsstrategien” verschlechtern langfristig allerdings die Herzinsuffizienz, führen z.B. zur Engstellung der Gefäße, vermehrtem Umbau im Herzmuskelgewebe oder Vergrößerung des Herzmuskels.
Deshalb ist es wichtig, diese körpereigenen, schädigenden Mechanismen zu unterdrücken oder im Gegenzug – günstige Strategien zu fördern.

Eine wichtige Rolle bei der Regulation von Blutdruck und Flüssigkeitshaushalt spielt das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS). In dieses System greifen ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Blocker und Aldosteron-Antagonisten ein. Bei Herzinsuffizienz ist das System überaktiviert.

Wenn das Herz es nicht mehr schafft, ausreichend Flüssigkeit durch den Körper zu pumpen, kann sich zu viel Wasser im Körper anstauen. Die zusätzliche Arbeit ist sehr belastend für das Herz und kann weitere Probleme mit sich bringen.
In solchen Fällen sind Medikamente nötig, die schnell dafür sorgen, dass der Kreislauf entlastet wird und der Körper entwässert. Diese Aufgabe haben sogenannte Diuretika.

Nicht nur als Antiarrhythmika, sondern auch für die Therapie einer Herzinsuffizienz sind Betablocker ein bewährter Grundpfeiler.

Wirken alle Betablocker bei Herzinsuffizienz gleichermaßen gut?

Die Wirksamkeit bei Herzinsuffizienz ist zur Zeit nur für Metoprolol-Succinat, Bisoprolol, Carvedilol und Nebivolol (für Patienten ab 70 Jahre) belegt. Sie entlasten das Herz, haben günstige Auswirkung auf die Herzleistung und beugen einer Herzvergrößerung sowie gefährlichen Rhythmusstörungen vor. Carvedilol und Nebivolol haben zusätzlich gefäßerweiternde Eigenschaften.

Was ist speziell bei Herzinsuffizienz im Bezug auf die Betablocker-Einnahme zu beachten?

Betablocker reduzieren erst einmal die Schlagkraft des Herzens und senken den Blutdruck. Das kann dazu führen, dass sich die Herzfunktion anfänglich verschlechtert. Bei regelmäßiger Einnahme reguliert sich dieser Effekt. Das Herz arbeitet effektiver als vorher.

Die Dosis wird bei Herzinsuffizienz deshalb zu Beginn besonders niedrig gewählt. Die Dosissteigerung erfolgt langsam, um diese ersten, kurzzeitig nachteiligen Wirkungen kontrollieren zu können.

Gibt es Empfehlungen für die Einnahme?

Carvedilol wirkt relativ schnell. Die Einnahme bei Herzinsuffizienz wird deshalb nach dem Essen empfohlen, damit die Wirkung gleichmäßiger eintritt und der Blutdruck nicht zu schnell abfällt. Aufgrund der etwas kürzeren Wirkdauer wird es i.d.R. 2-3x täglich verordnet.

Bei Metoprolol-Succinat (i.d.R. Retard-Tabletten, die den Wirkstoff nach und nach, gleichmäßig über den Tag verteilt, freisetzen), Bisoprolol und Nebivolol reicht eine einmal tägliche Einnahme aus, da die Wirkung länger anhält. Der Effekt ist von der Nahrungsaufnahme unabhängig, sie können also vor, während, oder nach dem Essen eingenommen werden.

Wie wirken ACE-Hemmer und was bringen sie?

ACE-Hemmer vermindern die Bildung eines stark blutdrucksteigernden Hormons: Angiotensin II. In Folge werden die Gefäße weiter, der Blutdruck sinkt, und die Produktion weiterer für einen (ungünstigen) Umbau des Herzmuskelgewebes verantwortlichen Botenstoffe wird reduziert.
All das führt dazu, dass die Herzschwäche langsamer fortschreitet und sich die Leistungsfähigkeit verbessert. Im Gegensatz zu Betablockern haben ACE-Hemmer keinen Einfluss auf die Herzfrequenz.

Wann ist ein ACE-Hemmer notwendig?

ACE-Hemmer haben sich gut bewährt, um das Voranschreiten einer Herzinsuffizienz zu bremsen. Sie werden deshalb direkt bei beginnender Herzschwäche eingesetzt. Auch bei ARVC kommen sie zum Einsatz, wenn eine Herzinsuffizienz vorhanden ist. Sie sollen u.a. helfen, den bindegewebigen Umbau des Herzens aufzuhalten.

Was für Nebenwirkungen können auftreten?

ACE-Hemmer sind insgesamt gut verträglich und relativ nebenwirkungsarm. V.a. in den ersten Wochen der Einnahme kann es zu Schwindel, Müdigkeit, niedrigem Blutdruck oder Kopfschmerzen kommen. Weiter können Magen-Darm-Beschwerden, Muskelbeschwerden oder Hautausschlag auftreten. Diese drei wichtigen Nebenwirkungen sollten außerdem bekannt sein:

  • Trockener Reizhusten. Er tritt in 10-15% der Fälle auf. Ein Angiotensin-II-Rezeptor-Blocker ist dann eine gute Alternative. Beim Absetzen des ACE-Hemmers verschwindet der Husten wieder.
  • Angioödem, eine allergische Reaktion, bei der sich Schwellungen im Kopf-Hals-Bereich (Lippe, Zunge, Rachen, Kehlkopf) bilden. Es kann auch noch nach langjähriger Therapie auftreten und ist ein Notfall.
  • Erhöhung des Kaliumspiegels. Vor Beginn der Therapie, nach der Einstellung und in regelmäßigen Abständen sollte der Kaliumspiegel im Blut überprüft werden. Besondere Vorsicht ist bei Einnahme von Kaliumpräparaten geboten. Die Einnahme sollte vorab mit dem Arzt besprochen werden. Die Nebenwirkung kann sich verstärken, wenn andere Medikamente, wie > Aldosteron-Antagonisten, zusätzlich eingenommen werden.

Wie wirken Sartane?

Sartane haben eine ähnliche Funktion wie ACE-Hemmer. Auch sie vermindern die Wirkung von Angiotensin II, haben aber keinen Einfluss auf die Entstehung des Hormons selbst, sondern blockieren das Andocken an einem seiner Rezeptoren (AT1-Rezeptor). Die unerwünschten Effekte von Angiotensin II werden somit unterdrückt.

Wann wird ein Sartan verordnet?

Sartane sind eine Alternative, wenn ACE-Hemmer nicht verträglich sind. Typische Nebenwirkungen der ACE-Hemmer, wie Reizhusten und Angioödem, treten wesentlich seltener auf.

Was für Nebenwirkungen können auftreten?

Vor allem zu Beginn kann es häufig zu einem niedrigen Blutdruck, gelegentlich auch zu Schwindel oder Kopfschmerzen kommen. Es empfiehlt sich deshalb, die Dosis langsam zu steigern. Weitere Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden oder (selten) eine Störung der Nierenfunktion. Nieren- und Elektrolytwerte sollten in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Gelegentlich tritt ein zu hoher Kaliumwert auf. Deshalb sollten Kaliumpräparate nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden. Bei Sartanen ist das Risiko für ein Angioödem geringer als bei ACE-Hemmern.

Wie wirken ARNI?

Es handelt sich hier um eine Kombination zweier Wirkstoffe: Sacubitril und Valsartan (Angiotensin-II-Rezeptor-Blocker).
Sacubitril sorgt dafür, dass Botenstoffe, die der Körper selbst ausschüttet, um das Herz zu entlasten, langsamer abgebaut werden. Die positive Wirkung dieser körpereigenen Stoffe wird damit verstärkt.
Es wirkt leicht entwässernd durch Förderung der Natrium- und Wasserausscheidung, erweitert die Gefäße und verhindert krankheitsbedingten, unerwünschten Gewebeumbau im Herzen.
Valsartan ist enthalten, um bestimmte ungünstige Effekte von Sacubitril auszugleichen. Es wird daher immer anstatt eines ACE-Hemmers oder AT1-Antagonisten gegeben – und nicht zusätzlich.

Für wen ist das Präparat geeignet?

Der Wirkstoff ist seit 2016 auf dem Markt und damit relativ neu. Der Stellenwert bei Herzinsuffizienz wird international noch unterschiedlich eingeschätzt: durch die amerikanischen Leitlinien direkt anstatt eines ACE-Hemmers empfohlen, kommt es nach den deutschen Leitlinien erst dann zum Einsatz, wenn trotz Ausschöpfung der Standard-Therapie (Betablocker + ACE-Hemmer + Aldosteron-Antagonist) noch Beschwerden bestehen. Eine große Studie hatte vor der Zulassung die Überlegenheit von Sacubitril/ Valsartan gegenüber Enalapril gezeigt, wird aber teilweise auch kritisch gesehen. Weitere Studien, auch bzgl. der Langzeiteffekte, sind in den kommenden Jahren zu erwarten.

Was für Nebenwirkungen können auftreten?

Das Medikament senkt den Blutdruck stark, sodass es zu Schwindel und Synkopen (Bewusstlosigkeit/ Ohnmacht) kommen kann. Deshalb ist es ratsam, einschleichend zu dosieren. Außerdem treten häufig erhöhte Kaliumwerte, Nierenfunktionsstörungen und Magen-Darm-Beschwerden (z.B. Übelkeit, Durchfall) auf. Kalium- und Nierenwerte sollten regelmäßig bestimmt werden.

Auch hier besteht das Risiko für ein > Angioödem. Es trat in der Zulassungsstudie etwas häufiger auf als unter dem Vergleichsmedikament Enalapril (einem reinen ACE-Hemmer).

Langzeiteffekte sind noch nicht bekannt. Es wird diskutiert, ob Sacubitril die Entwicklung einer Demenz begünstigen könnte, da es u.a. auch den Abbau bestimmter Ablagerungen im Gehirn auszubremsen scheint.

Wie wirken Aldosteron-Antagonisten?

Aldosteron-Antagonisten gehören streng genommen zu den Diuretika (siehe hierzu auch > Diuretika), wirken aber nur schwach entwässernd. Sie sorgen dafür, dass Natrium (und damit auch Wasser) vermehrt ausgeschieden wird – im Gegenzug bleibt Kalium im Blut.
Die Wirkung tritt nicht sofort ein, sondern erst nach einigen Tagen. Das Herz muss nun weniger Blut durch den Körper pumpen und wird entlastet. Ebenso wichtig ist aber auch der Einfluss auf den Herzmuskel direkt: Aldosteron-Antagonisten schützen vor bindegewebigem Umbau des Herzens, der ansonsten durch Aldosteron gefördert würde.

Wann werden Aldosteron-Antagonisten eingesetzt?

Spironolacton wird bei einer eingeschränkten Herzleistung als weiterer Partner in die Medikation aufgenommen, wenn trotz Einstellung auf Betablocker und ACE-Hemmer (oder ein Sartan) weiterhin Beschwerden vorhanden sind. Gleiches gilt für Eplerenon. In Studien konnte die Sterblichkeit durch zusätzliche Behandlung mit Spironolacton oder Eplerenon gesenkt werden.

Was für Nebenwirkungen können auftreten?

Auch hier besteht das Risiko eines erhöhten Kaliumspiegels. Vorsicht ist v.a. bei einer Kombination mit ACE-Hemmern oder Sartanen geboten. Regelmäßig kontrolliert werden sollten daher insbesondere Elektrolyt- (Kalium und Natrium) und Nierenwerte. Außerdem können Magen-Darm-Beschwerden oder Hautausschläge auftreten.
Spironolacton blockiert bestimmte Rezeptoren männlicher Geschlechtshormone. Dadurch kann es bei Männern zur Vergrößerung der Brust oder Potenzstörungen kommen, bei Frauen zum Ausbleiben der Periode. Eplerenon hat diese Nebenwirkungen nicht.

Wie wirken SGLT2-Inhibitoren?

SGLT2-Inhibitoren, wie Dapagliflozin oder Empagliflozin, sind bekannt aus der Diabetes-Behandlung. Sie sorgen dafür, dass Natrium und Glukose verstärkt aus dem Körper ausgeschieden werden. Dadurch wirken sie leicht entwässernd und blutdrucksenkend, entlasten Herz und Niere. Für die positiven Ergebnisse bei einer Herzinsuffizienz scheinen noch weitere Effekte eine Rolle zu spielen, die aber bislang noch nicht aufgeklärt sind.

Studien haben gezeigt, dass unter Einnahme – zusätzlich zur Standard-Therapie – weniger Krankenhauseinweisungen wegen Herzinsuffizienz nötig wurden und es weniger Todesfälle durch Herzerkrankungen gab. Eine Patientenbefragung unter Dapagliflozin zeigte eine Verbesserung der Lebensqualität bzw. eine Vermeidung einer Symptom-Verschlechterung.

Was für Nebenwirkungen können auftreten?

Durch die erhöhte Glukose-Ausscheidung treten häufig Harnwegsinfektionen und Infektionen im Genitalbereich auf. Durch die entwässernde Wirkung kann es zu Harndrang, Schwindel, Durst bis hin zu einem Volumenmangel kommen (stärker bei Menschen mit hohem Blutzuckerspiegel), der Hämatokrit kann ansteigen. Die Nierenfunktion nimmt zu Beginn meist leicht ab. Sie soll vor Beginn und mind. einmal jährlich überprüft werden. Langfristig wirken Dapagliflozin und Empagliflozin aber nierenschützend. Auch können Störungen des Blutfettstoffwechsels auftreten.

Gibt es Empfehlungen für die Einnahme?

Sowohl Dapagliflozin, als auch Empagliflozin können zu, nach oder auch zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden.

Was machen Schleifendiuretika?

Ein Diuretikum ist ein entwässerndes Medikament. Schleifendiuretika sind eine Untergruppe, die an der sogenannten „Henleschen Schleife“, einem bestimmten Bereich in den Nierenkörperchen, angreift. Sie wirken besonders schnell und stark. Dabei wird Salz und Wasser ausgeschieden.

Was für eine Rolle spielen Diuretika bei ARVC?

Durch eine besonders hohe Flüssigkeitsmenge im Blutkreislauf steigt auch der Druck auf das rechte Herz (wie z.B. beim Sport). Da genau das ein Faktor ist, der bei ARVC vermieden werden soll, ist es ein Ansatz, das Flüssigkeitsvolumen zu reduzieren. Das Herz könnte damit entlastet werden, das Gewebe weniger strapaziert. Möglicherweise könnte eine Therapie vorbeugend auf einen Ausbruch der Erkrankung wirken (siehe hierzu: > Posterpräsentation von Dr. Larissa Fabritz).
Aktuell werden Diuretika überwiegend zur Behandlung einer Rechts- oder Linksherzinsuffizienz – auch im Rahmen einer ARVC – eingesetzt.

Was für Nebenwirkungen sind zu beachten?

Nicht nur Salz (Natrium und Chlorid) und Wasser werden aus dem Körper geschleust, sondern auch andere Elektrolyte können im Übermaß verloren gehen: Kalium, Calcium und Magnesium. Es kommt daher häufig zu Muskelkrämpfen. Leberwerte, Blutfette, Blutglucose oder Harnsäurewerte können dagegen ansteigen. Die Kontrolle der Elektrolyte und des Blutbildes wird regelmäßig empfohlen.
Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, Kopfschmerzen, Schwindel und ein niedriger Blutdruck sind weitere mögliche Nebenwirkungen.

Kann man solche Diuretika dauerhaft einnehmen?

Bei längerfristiger Einnahme kann es passieren, dass die Nieren nicht mehr ausreichend reagieren. Dann wird eine andere Sorte eines entwässernden Medikaments zusätzlich verordnet, um die Wirkung wiederherzustellen.

Wie wirkt Ivabradin?

Ivabradin senkt gezielt die Herzfrequenz, die bei einer Herzinsuffizienz häufig erhöht ist. Es wird eingesetzt, um das Herz vor dauerhaft zu hohen Herzfrequenzen (≥ 75/ min) zu schützen und damit zu entlasten. Ivabradin greift am Sinus-Knoten an und blockiert dort Ionenkanäle, die für die Erregungsbildung zuständig sind. Es verlangsamt dadurch den Herzschlag, lässt aber – im Gegensatz zu Betablockern – den Blutdruck unbeeinflusst.

Was gibt es für Nebenwirkungen?

Herzfrequenz und Herzrhythmus sollten engmaschig überwacht werden. Bei Vorhofflimmern darf Ivabradin nicht eingesetzt werden. Die Herzfrequenz kann zu stark gesenkt werden, ebenso können Vorhofflimmern und andere Herzrhythmusstörungen auftreten. Häufig treten, v.a. zu Beginn der Therapie, Kopfschmerzen auf, die sich im weiteren Verlauf meist geben. Auch lichtbedingte Sehstörungen verschwinden meist während der Behandlung.

Digitalisglykoside sind hochaufgereinigte, pflanzliche Stoffe aus dem Fingerhut (Digitalis). Früher wurden sie standardmäßig zur Behandlung einer Herzinsuffizienz eingesetzt. Heute spielen sie eine untergeordnete Rolle, da sich die Herzinsuffizienz- Therapie grundlegend verändert hat.

Sie sorgen dafür, dass das Herz kräftiger schlägt. Dadurch verbessern sie die Auswurfleistung, damit auch Beschwerden und Belastbarkeit und letztendlich die Lebensqualität. Sie hatten in Studien allerdings keinen Einfluss auf die Lebenszeit, wirken also rein symptomatisch.

Ihre Vorzüge liegen allgemein in der Therapie von Arrhythmien im Vorhof – Tachykardien im Ventrikel gelten als Kontraindikation. Da sie die Erregbarkeit der Herzmuskelzellen steigern, kann eine verstärkte Extrasystolie ausgelöst werden.

Die therapeutische Breite ist sehr gering, was bedeutet, dass das Fenster zwischen Wirkung und (gravierenden) Nebenwirkungen schmal ist – es kommt leicht zu einer Über- oder Unterdosierung. Deshalb ist eine engmaschige Blutspiegelkontrolle erforderlich.

Bei ARVC kommen Digitalisglykoside in der Regel nicht zum Einsatz.

Wie wirkt ISDN?

ISDN gehört zu den sogenannten „Nitraten“. Im Körper wird daraus Stickstoffmonoxid freigesetzt. Das entspannt die glatte Muskulatur – die Gefäße werden weiter. Dadurch verbleibt mehr Blut in ihnen, der Rückstrom zum Herzen wird geringer. Damit sinkt auch der Druck auf das Herz.

Das ist angesichts der Krankheitsentstehung einer ARVC besonders interessant. Insbesondere der rechte Vorhof wird entlastet und weniger stark gedehnt – ein gewünschter Effekt. Auch der Energieverbrauch des Herzens sinkt. Durch die Gefäßerweiterung muss das Herz außerdem auch gegen einen geringeren Widerstand anpumpen.

Wann wird ISDN eingesetzt? Was für eine Rolle spielt es bei ARVC?

Normalerweise wird ISDN vor allem bei Patienten eingesetzt, die an koronarer Herzkrankheit und entsprechenden Beschwerden leiden.
Auch bei ARVC kann es vermutlich hilfreich sein. So wird ISDN im > Experten-Konsens als mögliche Maßnahme bei Rechtsherzinsuffizienz genannt („… kann erwogen werden“). Auch könnte es möglicherweise vorbeugend zum Einsatz kommen, um einen Krankheitsausbruch hinauszögern (Siehe hierzu: Posterpräsentation von Dr. Larissa Fabritz).

Was für Nebenwirkungen können auftreten?

Die meisten Nebenwirkungen lassen sich durch den gefäßerweiternden Effekt erklären. Sehr häufig kommt es bei der Einnahme zu Kopfschmerzen. Durch ein Absinken des Blutdrucks kann in Folge der Herzschlag schneller werden (ein automatischer Mechanismus des Körpers). Schwindel, Müdigkeit und Schwäche sind ebenfalls mögliche Nebenwirkungen.

Was ist eine Toleranzentwicklung?

Bei der regelmäßigen Einnahme von ISDN kann es passieren, dass der Körper sich daran gewöhnt und nicht mehr entsprechend auf das Medikament reagiert (Toleranz). Um das zu vermeiden, werden z.B. Retard-Tabletten bei zweimal täglicher Einnahme in einem Abstand von maximal 6 h eingenommen, um anschließend ein therapiefreies Intervall (bis zum nächsten Tag) zu ermöglichen. So kann die Wirkung erhalten bleiben.

 


Antikoagulantien (“Blutverdünner”)

Blutverdünnende Medikamente werden dann notwendig, wenn die Gefahr besteht, dass sich Gerinnsel bilden, die sich ggf. lösen und Gefäße verstopfen können. Mit verschiedenen – neuen und älteren – Wirkstoffen kann man in bestimmte Schritte der Blutgerinnungskaskade eingreifen. Dadurch entsteht der gewünschte Effekt: das Blut klumpt weniger gut zusammen, die Blutgerinnung wird erschwert. Nachteil: die Blutungsneigung nimmt im ganzen Körper zu. Dies kann, je nach Präparat und Dosierung, das Risiko für Blutungen im Magen-Darm-Trakt oder im Gehirn erhöhen. Wichtig sind hier eine individuelle, dem Risiko angepasste Auswahl und Dosierung des Medikaments.